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OVERKILL – Scorched

Die New Yorker Metal-Legende Overkill hat sich ihren Status so hart erarbeitet wie kaum eine anderen Band. Dank vieler sehr guten Alben, ein paar wenigen durchschnittlichen und im Grunde keinen Ausfällen in der Diskografie ist die Wrecking Crew um Bobby Blitz und D.D. Verni eine Konstante, auf die zu wetten es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit lohnt. Auf einem Overkill-Album kann davon ausgegangen werden, dass wütende Over-the-top Vocals, ein mörderischer Bass, stampfende Grooves, coole Mitsing-Parts und von klassischen Heavy Metal bis zu nackenbrechendem Thrash Metal so ziemlich alles Gute aus dem Metal zu erwarten ist. So auch auf „Scorched“ (Nuclear Blast), dem 20. Longplayer der New Yorker. Keine Überraschung!

Was gibt es aber nicht auf dem Album, wenn alle Trademarks Overkills vorhanden sind? Angefangen von Clean Vocals, über eine endlose Ansammlung von Breaks, die als Songwriting verkauft werden bis hin zu epischer Langeweile unter dem Deckmantel von Progressivität wird dies niemand auf „Scorched“ finden. Wo andere Oldies fünf Minuten brauchen, um mit einem Song los zu legen, da haben Overkill bereits einen klaren Knock-out gelandet, zum Beispiel mit dem hard-hitting „Harder They Fall“. Bang! Dabei ist das atemberaubende Schlagzeugspiel Jason Bittners ein gewinnbringender Faktor. Es gibt den Songs den letzten Punch, macht aus sehr guten Stücken eben diese zu gnadenlosen K.O.-Treffer. Wahnsinn!

Sie kommen nicht um zu spielen, sondern um alles zu zertrümmern

Bei genauem Lauschen hört sich „Scorched“ wie folgt an: Der namengebende Titelsong beginnt mit einem Flotsam & Jetsam-Gedächtnis-Solo-Intro bevor er in stampfenden Midtempo übergeht, zwischendrin Tempo aufnimmt und dann auch wieder mal langsam groovend daherkommt. Typischer Overkill-Track, vielversprechender Auftakt. „Going Home“ ist ein interessantes Stück, der durch seine hymnischen Gesangslinien sofort hängen bleibt, immer wieder aber auch mächtig los thrasht. „The Surgeon“ ist als erste Auskoppelung und ur-eigener Overkill-Thasher bereits bekannt. Der Chorus ist vom Feinsten, fies und hinterhältig von Bobby Blitz vorgetragen. Mit „Twist Of The Wick“ geht es aber in die Vollen, eine wütende Up-Tempo-Nummer mit einem bombastischen Mittelteil wie aus einem Accept-Album entliehen. Bis hier hin also das erwartete Album.

„Wicked Place“ ist lädt mit Boogie Woogie zum rhythmischen Hüftschwingen ein, während „Won’t Be Coming Back“ zuerst voll nach Manowar klingt, dann dank des drängenden Bassspiels auch wieder die bereits erwähnten teutonischen Schwermetaller heraufbeschwört. Und dann wecken Overkill wieder Gedanken an große Namen, denn der psychedelische Beginn von „Fever“ klingt verdammt nach „Planet Caravan“, wird dann aber doch zu einem düsteren Rocker mit fetten Birminghamer Vibes. Nach dieser fünfeinhalbminütigen Auszeit, ist es wieder an der Zeit, auf den Putz zu hauen: „Harder They Fall“ ballert ordentlich in die Gehörgänge. Was für ein glühendes Pfund Metall! Bei so viel Energie, die bisher versprüht wurde, ist „Know Her Name“ eine eher unspektakuläre Fahrt über die Landstraße, die doch die eine oder andere überraschende Kurve nimmt. Den Abschluss macht ein Lied, das wirklich nur Overkill schreiben können, galoppierender Groove Metal, der so einfältig wie kultig ist.

Overkill zollen mit „Scorched“ vielen ihrer Helden Tribut, mit dem Bass-Part von „Powersurge“ sogar sich selber. Vollkommen zu Recht: „Scorched“ ist solch ein Energiebündel, das man sich auf die anstehende Tour freut, zugleich auch sicher sein kann, dass das Quintett noch voller Leidenschaft und Tatendrang für weitere Alben steckt. „Scorched“ ist eins der besseren der vielen sehr guten Alben. Overkill haben noch nicht fertig!

Bewertung: 2+

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