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Exhale

NuMetal hatte seine Zeit. Nachdem sich selbst Genregrößen wie Linkin Park immer mehr dem elektronischen Radiopop anbiederten, wirkte diese Feststellung unumstößlich. Auch die kanadischen Nurocker Thousand Foot Krutch holten auf ihrem letzten Album „Oxygen: Inhale“ symbolisch erst einmal Luft, ließen es also spürbar ruhiger angehen. Das neueste Werk stellt laut Band das musikalische Gegenstück dazu dar.

Dass die Truppe bereits seit 2011 ohne Label unterwegs ist und die drei seitdem erschienenen Studioalben, sowie diverse Singles allein mithilfe ihrer Fans finanzierte, spricht für ihre Beliebtheit. Gleich der Beginn von „Exhale“ beweist, dass man sich auf das Trio offenbar verlassen kann. Der erste Track ‚Running With Giants‘ zitiert die geläufigen Stilmittel der Band – schwere Riffs vor soliden Drums und einen Gesang, der irgendwo zwischen melodischen Tönen und Rap liegt. ‚Incomplete‘ versucht sich zeitweise als Halbballade, rockt aber in Strophen und Bridges wieder munter drauflos, als ob nichts gewesen wäre.

Ähnlich geht es in den übrigen Songs zu. Was gefühlt bei den letzten fünf Alben schon funktioniert hat, das spielt man gerne wieder. Lediglich ‚The River‘ macht einen musikalisch interessanten Ausflug in Richtung erdigem Südstaatenrock, der die ohnehin gut geölten Stimmbänder von Frontmann Trevor McNevan zur Höchstform auflaufen lässt. ‚Adrenaline‘ ist dem Namen entsprechend der härteste Beitrag, atemberaubend schnell gerappte Strophen treffen auf metalartige Breakdowns, in die sich der melodische Chorus trotz aller Gegensätze gut einfügt.

Letztendlich ist „Exhale“ vor allem eins, nämlich grundsolide. Große musikalische Überraschungen präsentiert die Band auch gut zehn Jahre nach ihrer Gründung nicht, die drei Herren können es allem Anschein aber immer noch gut genug, um ihre Fans bei der Stange zu halten und energiegeladene Liveshows abzuliefern. Neu ist das Konzept schon lange nicht mehr, es beruhigt aber zu sehen, dass wenigstens eine Band langsam aber sicher zu ihren Wurzeln zurückkehrt. Damit setzt man sich übrigens inhaltlich auch im Song ‚Incomplete‘ auseinander, in dem sympatisch selbstkritisch Fehlschläge und Zweifel thematisiert werden.

(geschrieben von Michael Seiler)

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