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Out Of Respect For The Dead

Wenn sich die Death-Metal-Veteranan Grave aus Stockholm bei ihrer Gründung 1986 entschieden hätten, einen schwedischen Bandnamen zu wählen, hätten sie sich Grav nennen müssen. Und dann hätten sie den gleichen Namen gehabt wie Sepultura auf portugiesisch. Schade, daß sie sich zunächst für den englischen Namen „Corpse“ und dann für „Grave“ entschieden. Denn mit den brasilianischen Thrash-Meistern haben die Herren um Gitarrist und Sänger Ola Lindgren, der dann übrigens als einziges verbliebenes Gründungsmitglied 2016 das 30. Bandjubiläum feiern darf, einiges mehr als den Namen gemeinsam. Beide Bands sind seit knapp 30 Jahren im Musikgeschäft, feierten in ihren Anfangstagen in den späten 80ern und frühen 90ern ihre größten Erfolge und genießen in ihren Herkunftsländern bis heute eine Art Legendenstatus. Beide haben trotz Durststrecken durchgehalten. Nur bei den veröffentlichten Studioalben haben die Brasilianer die Nase leicht vorn. Wobei Grave mit „Out of Respect for the Dead“ immerhin auch schon ihr elftes Opus vorlegen. Für das gruslig-surreale Cover-Artwork zeigte sich wie beim Vorgänger „Endless Procession of Souls“ der Rumäne Costin Chioreanu verantwortlich. Der Tod wird hier im Gegensatz zu anderen, expliziteren Bands eher subtil thematisiert.

Das Schlagwort „subtil“ trifft auf die Musik von Graves Nummer Elf allerdings nicht zu. In keinster Weise. Auch wenn die doomigen Aspekte, vor allem bei den Riffs, deutlich erkennbar sind, ist das hier astreiner, derber Old-School-Death. Das absolt ehrliche Todesbrett sozusagen. ‚Plain Pine Box‘ hat ein derbe groovendes Todesriff mit zwei, drei schicken Schlenkern im Midtempo. Von Midtempo kann beim Titelsong keine Rede sein: ‚Out of Respect for the Dead‘ hat grelle Thrash-Riffs und Drums à la Slayer, aber so böse gegrowlt wie Lindgren hat Mister Tom Araya nie. Ein Knockenbrecher von einem Song. ‚Redeemed Through Hate‘ hat ihn ebenfalls, den Knüppel-Faktor, für den die Oldschool-Death-Bands so geliebt werden. Stakkato-Drums und Schredder-Riffs um damit den Metal-Nachwuchs zu zersägen. ‚Trail of Ungodly Trades‘ beginnt einmal mehr mit einem schleppend-doomigen Riffs – kurz darauf packt die Band wieder den Dezibel-Raketenwerfer aus, das Tempo wechselt zwischen Refrain und Strophen und hat dadurch eine coole Dynamik. Der Abschluß ‚Grotesque Glory‘ ist mit fast zehn Minuten gleichzeitig der längste und beste Track auf der Scheibe. Unglaublich dicht, atmosphärisch und schaurig, mit epischen Soli und knallhart.

Grave legen ein sehr appetitliches und abwechslungsreiches Old-School-Death-Metal-Album vor, das Nostalgiker des Genres und ihre Nackenmuskulaturen sehr erfreuen dürfte. Der groovige Dreh aus Death-Metal mit gelegentlichen Doom-Anleihen erhöht den Reiz und die Langlebigkeit des Albums. Neben der regulären Jewelbox gibt es das Grave-Album auch als Ltd. Edition Box Set. Dieses enthält als Bonusdisc die bis dato nur auf Vinyl erhältliche Morbid Ascent EP sowie ein Buttonset und Kühlschrankmagneten. Die Vinyl-Edition liefert als Bonus-Content neben einem LP-Booklet ein Poster. Rundum-Glücklich-Paket für Genre-Liebhaber

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