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NO°RD – Punkrock aus Westfalen

Es gibt sie, diese legendären Gründungsgeschichten von Bands. Bei der Gruppe NO°RD war es zwar nicht der Bahnhof in Dartford und der Stapel alter Blues-Platten, wie bei Mick Jagger und Keith Richards, oder die eine Stunde Punkrock-Disco im Berliner Ballhaus (Bela B. und Farin Urlaub), aber die letzte Reihe bei einem Frank Turner Konzert, bei dem u.a. Ingo Donot im Publikum war (warum das hier erwähnt wird, erfahrt Ihr unten), ist auch eine Anfangs-Story für eine Truppe, die aus Münster und Dortmund stammt. Wenn dann noch der erste Gig auf eben der Münsterstraße in Dortmund-Nord im Nordpol stattfindet, ist die Erzählung fast perfekt.

Wir treffen die beiden Gründungsmitglieder Willi und Maik an einem warmen Septemberabend vor ihrem Proberaum, nur einen Steinwurf vom münsterischen Hafen entfernt, wo sie uns die Geschichte ihrer Kapelle erzählen, und wie es zu dem neuen Album „Böse Wetter“ gekommen ist.

„Angefangen hat das so, wie wir hier sitzen – mit Willi und mir. Wir kannten uns, wir mochten uns, und irgendwann sind wir zusammen zu einem Frank Turner Konzert gegangen, standen hinten in der letzten Reihe, und haben entschieden, wir machen zusammen Musik!“

Maik und Willi kannten sich schon lange, und auf besagtem Konzert entstand die Idee einer gemeinsamen Band. Erst am Rechner ein bisschen Gefrickel und zahlreiche Gedanken, wie die gemeinsame Musik aussehen könne, dann wurde mit verschiedenen Freunden und Bekannten ein paar Jam-Sessions veranstaltet, bis ein paar Monate später im Frühjahr 2014 die erste feste Formation stand, die bis kurz vor der Corona-Zeit Bestand haben sollte. Den Bass bedient Andreas Hoffmann, an den Drums saß Tim Dehning und die Gitarren teilen sich -bis heute- die beiden Bandgründer Maik Volquardsen und Wilhelm „Willi“ Hiemstra. Am Gesang und verantwortlich für die Texte ist Andreas „Andi“ Holz.

„Die Arrangements unserer Songs geben immer schon mehr her!“

Schnell war man sich einig, nicht einfach nur „Schrummel-Punk“ machen zu wollen. Bei der Frage, wie sie ihren Sound beschreiben, ist beiden wichtig, dass insbesondere die Gitarren und auch die lyrischen Texte, in Verbindung mit der markanten Stimme von Frontmann Andi, ein wesentliches (Alleinstellungs-) Merkmal sind, gleichzeitig zählen sie aber Kollegen wie Düsenjäger, Turbostaat oder Millencollin als Vorbilder auf, und erahnen kann man den Einfluss dann doch. Ebenso schnell war man sich einig, dass die Band mehr als nur ab und zu Konzerte spielen wollte, und nicht irgendwo in Westfalen versanden sollte. So entschloss man sich, ein knappes Jahr nach der Gründung, das erste Album zu machen. Durch Maiks ehemalige Combo gab es Verbindungen nach Oldenburg in das Studio „Tonmeisterei“, und dort entstand das Debüt „Dahinter die Festung“, das im Herbst 2016 veröffentlicht wurde. Vorab gab es noch ein selbstproduziertes Demotape, das es gar bis zu den Kollegen der Visions schaffte, was die Jungs sich bis heute nicht erklären können.

(Falls es jemand weiß: Meldet Euch gerne, damit nach fast zehn Jahren das Geheimnis endlich aufgeklärt werden kann!).

Die erste Platte ist da!

„Es wäre natürlich schön, wenn es sich irgendwann trägt, aber es ist schon ein teures Hobby!“

Mit dem Erstling öffneten sich dann auch einige Türen, und die Band, nun beim angesagten Szene-Punk-Label Kidnap Music (u.a. Pascow, Acht Eimer Hühnerherzen und Akne Kid Joe) unter Vertrag, konnte so einige professionelle Strukturen nutzen und Kontakte knüpfen, und 2018 mit „Paläste“ die zweite Platte raushauen. Trotz Plattenfirmen-Infrastruktur blieb (und bleibt) bei dem Quintett doch alles im DIY-Verfahren organsiert -und eben auch vorfinanziert- rein aus Liebe zur Musik. Diese merkt man den beiden im Gespräch auch deutlich an, wenn sie mit strahlenden Augen und total begeistert von ihrer Leidenschaft -und insbesondere der neuen Scheibe- erzählen, auch wenn familiäre und berufliche Verpflichtungen dem ganzen Unterfangen die ein oder andere natürliche Grenze aufzeigen.

Mitten in der Coronazeit gab es dann aus persönlichen Gründen eine Änderung im Line-Up, und ein neuer Drummer musste gesucht werden. Als neuen Taktgeber haben sie Jan-Niklas Glatt aus Dortmund gefunden, der nun der Youngster in der Combo ist. Trotz des großen Altersunterschiedes, passt die neue Besetzung musikalisch wunderbar zusammen. Weil die älteren Kollegen mittlerweile teils Kinder, und damit logischerweise ganz andere Themen haben, müssen sie sich manchmal zurücknehmen, um nicht mit allzu väterlichen Ratschlägen um die Ecke zu kommen, wie Maik lachend einwirft. Mit der neuen Formation wurden dann allerdings -trotz zeitweilige Pandemie-Zwangspause- neue, und vor allen Dingen große Pläne geschmiedet.

„Wir wollten nicht nur ein Album aufzunehmen, sondern tatsächlich eins produzieren.“

Mit dem nun aktuellen dritten Werk wollte die Combo neue Wege beschreiten, und so bewarb man sich erfolgreich um eine Förderung bei der Künstler:innenförderung der Initiative Musik, um den Aufnahmeprozess massiv zu professionalisieren. Mit dem jetzt deutlich größeren finanziellen Rahmen, insbesondere aus nicht eigenen Mitteln, trauten sich die Jungs, eine Anfrage bei den Donots, der Band des obengenannten Sängers zu machen, die ihre Zentrale in Münster hat. Willis Freundin, die eine Zeitlang für die Ibbenbürener gearbeitet hatte, stellte den ersten Kontakt zu Bandmanager und -gitarrist Alex her, und nach einigen Verhandlungen wurden Termine im Heavy Kranich Studio in Münster gebucht, und so schloss sich auf wundersame Weise der Kreis des Geburts-Abends.

Studioaufnahmen im Heavy Kranich

„Ich habe mich erstmal entschuldigt, weil ich die Jungs früher öfter nach Konzerten besoffen vollgetextet habe!“

Neben Phil Meyer-Wien als Toningenieur konnten Guido und Jan Dirk Donot als musikalische Coaches gewonnen werden, die den ganzen Prozess auf deutlich professionellere Beine stellten. Nachdem die erste Fan-Nervosität abgelegt war, halfen die drei Musiker NO°RD, die vorhandenen Songs kräftig aufzuwerten, ohne sich allerdings zu sehr in das vorhandene Grundmaterial einzumischen oder Ober-Lehrerhaft, alles klein- und schlecht zu reden. Die langjährige Erfahrung der drei Profis machte aber aus guten Songideen am Ende gute Songs. Manchmal reichte auch der Tipp, einfach eine andere Gitarre zu probieren, die dann den entscheidenden Sound-Dreh gab.

„Es ist kein einziger Cent bei uns geblieben. Es ist alles zurück in die Kultur gegangen!“

Wer glaubt, dass eine Förderung die Taschen der Musiker füllt, der irrt gewaltig. Jeder Euro musste in die Arbeit an der Platte und dazugehörigen Aktionen gesteckt werden. Und so wurde erstmals Geld für professionelle Video-Aufnahmen ausgegeben, und mit Kay Özdemir (Visual Attac) ein Regisseur gefunden, der die ersten beiden Singles „Horizont“ und „Wir“ in schöne Bilder umgesetzt hat. Nun liegt „Böse Wetter“ vor, und wird in den kommenden Monaten ausführlich live im Rahmen einer bundesweiten Tournee (natürlich selbst gebucht!) präsentiert.

Wir wünschen NO°RD viel Erfolg mit diesem sehr gelungenen Longplayer und freuen uns auf das Release-Konzert am 21.10.2023 im Gleis 22 und freuen uns, von den nächsten Schritten an dieser Stelle berichten zu können!

Videodreh „Horizont“

TOURDATEN

21.10.23 Münster @Gleis 22 Album-Releaseshow w/ Dr. Dosenbier & Sektfrühstück

Aftershowparty @SpecOps mit DJ Sylvie 80s Sounds

10.11.23 Köln @PRIVAT

11.11.23 Recklinghausen AZ

18.11.23 Husum @Speicher

01.12.23 Hamburg @Rote Flora w/ Knigge + Krust

02.12.23 Braunschweig @Nexus w/ Knigge + Krust

08.12.23 NEED HELP

09.12.23 Kiel @FKK w/ Dr. Dosenbier

12.01.24 Hannover @Vereinskneipe SV Arminia w/ Knigge + Krust

13.01.24 Landau @Fatal w/ Knigge + Krust

19.01.24 Berlin @Schokoladen w/ WauMiau

20.01.24 Erfurt @Café Tikolor w/ WauMiau

 

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Fotocredit: Fabian von Lojewski (Titelbild), alle andere Bilder NO°RD

 

 

 

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