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Miman

Female Voices waren im Gothic/Düster-Bereich ja eher immer entweder den Elfen zuzuordnen ober aber den leicht prolligen Tussen, die doch eigentlich lieber ranzigen Metal machen sollten – zumindest solange, bis das Auftauchen von Chelsea Wolfe sowohl die anspruchsvolleren Hörer als auch die Hipsterszene aus ihrem Anti-Schlaf aufweckte.
Chelsea Wolfe zog so einiges an Singer-Songwritern in die Düstersparte, und einige der klassischen Doom-Bands mit weiblichem Gesang wechselten ebenfalls das Genre. Dazu kamen dann Bands wie Trees Of Eternity die die Stile perfekt miteinander verwoben haben.

Nun hat das Genre auch Century Media erreicht, die mit dem Album von Nicole Sabouné ein dem Label bis dahin eher fremdes Genre zum Portfolio hinzugefügt haben. „Miman“, das Debutalbum der schwedischen Künstlerin ist ein düsterers Monster, elektronisch verzerrt, wabernde Klänge und ein ausdrucksstarker Gesang weit jenseits von elfenhaftem Gefiepe und prolligem Geranze, aber auch weit weg von den seltsamen Künsten, die Chelsea Wolfe mit ihrem Gesangsintrument so anstellt.

Die Stimme von Nicole Sabouné geht eher in eine angestrengt-anklagende Richtung, eine metallischer-vollere Version von Lisa Gerrard. Dazu werden massive Drums ausgepackt, die vor allem anderen stehen. Das ganze Album ist voller Klanggewalt, subtil ist gänzlich anders. Dabei sind die Stücke trotz ihrer Massivität aber nicht aggressiv, sondern eher monoton-eindringlich. Percussion, Keyboards und die imposante Stimme, die stelenweise leider durch den chelseawolfesken im-Nebenzimmer-stehen-Klang etwas an ihrer Macht verliert, stehen im Vordergrund.

Man sieht beim Hören Bilder vor seinen Augen, diese Musik ist Kino, apokalyptisch, irgendwo zwischen The Walking Dead, Silent Hill und Terminator 2. Stellenweise („The Right Track“) sind die Refrains von gnadenlos radiotauglicher Einfachheit. Das bekommt als Gegenteil zur Intensität von Produktion, Percussion und verzerrten Gitarren den Songs aber sehr gut. Nicht umsonst war Nicole Sabouné’s erster Streich um bekannter zu werden eine (auch auf dem Album zu hörende, übrigens exzellente) Coverversion von Madonna’s „Frozen“.

Üblicherweise spielt man kurz ein paar Tracks für ein paar Sekunden an, wenn man ein neues Album antesten will. Das ist bei diesem Monster an Doom-Gothic-Post-Pop-Metal nicht möglich, wenn man auf diese Art herangeht wird man die Musik nicht mögen. Die Tracks sind nur als Gesamtkunstwerk in einer verzerrt-dunklen Schönheit zu genießen. Das kann man dann aber auch wirklich. Es genießen.

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