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TESSERACT – War of Being

Wie weit darf man gehen? Eine Frage, die sich Bands wohl immer stellen: Das Alte bewahren oder doch lieber Fortschritt einleiten? Im Progressive-Bereich sollte dies normalerweise kein Thema sein, steht die Musikrichtung doch eigentlich für Veränderung. Trotzdem haben sich Tesseract genau diese Frage gestellt, nachdem sie während der Corona-Zeit mit „Portals“ ein monumentales Live-Erlebnis geschaffen hatten. Was soll nun kommen? Die Antwort findet sich auf „War of Being“ (Kscope).

Tesseract nehmen auf „War of Being“ eine eher introvertierte Perspektive ein. Es geht um die großen Fragen: Wer bin ich? Wo gehe ich hin? Wie kann ich mich selbst akzeptieren? Sie singen jedoch nicht nur darüber, sondern verpacken die Themen in ein ausgeklügeltes Konzept oder besser gesagt in eine Geschichte. In dieser hat „The Dream“ eine Bruchlandung gemacht und „Ex“ und „El“ erwachen und finden sich im „Fremden Land“ wieder, wo sie einem Feind gegenüberstehen, der einfach als „Fear“ bekannt ist. Die beiden werden getrennt und von dort aus entspinnt sich die Geschichte von „War Of Being“.

Die Briten denken dabei groß. Denn die Story beruht auf einer Novel, die derzeit von Bassist Amos geschrieben und wohl noch veröffentlicht wird. Hinzu kommt ein Computerspiel mit demselben Namen, durch welches die Fans direkt in die Geschichte eintauchen können. Das Spiel ist bereits auf bekannten Gaming-Portalen erhältlich. „War of Being“ ist demnach mehr als nur ein Stück Musik für die Band.

Natürlich ist das Quintett ist erster Linie immer noch eine Progressive-Metal-Band. Wie klingt nun ihr neues großes Werk? Nach dem Urschrei zu Beginn von „Natural Disaster“ entfalten sich in „Echoes“, „The Grey“ oder auch „Legion“ typische Tesseract-Klänge. Die Mischung aus Metal, Djent und ruhigeren Ambient-Stellen dominiert ihren Sound. Auffällig ist diesmal jedoch, dass die Djent-Anteile im Vergleich zum Vorgänger „Sonder“ zurückgeschraubt werden. Es wirkt alles etwas gesetzter.
Höhepunkt ist schließlich der Titeltrack. Ein elf-minütiges Opus Magnum, in welchem die Progger sämtliche Facetten zeigen, die sie besitzen. Anschließend geraten sie mit „Sirens“ und Burdens“ in deutlich ruhigeres Fahrwasser. Spätestens hier wird klar, was bereits die ganze Zeit während der neun Songs immer wieder bemerkbar war: Tesseract setzen stärker auf leise Klänge und klare Gesangsmelodien. Ein bisschen Pop-Appeal macht sich breit.

„War of Being“ ist nach Aussagen von Tesseract für sie ein eminent wichtiges Werk. Dies ist beim Hören auch zu spüren. Es ist bis zum letzten Ton genau durchdacht und exakt so gewollt. Vielleicht ist es an der ein oder anderen Stelle zu glatt geworden, doch trotzdem liefert die Band – und hier mag man fast sagen: „wie immer“ – ein Album von höchstem Niveau ab.

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