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Maybe Tomorrow

Es ist schon amüsant. Da sucht das Zielpublikum nach der Rettung des Rock’n’Roll und ist tierisch enttäuscht, wenn sich zum Beispiel The Gaslight Anthem, Arcade Fire und Mumford & Sons auf Dauer dann doch als gehypte Hipster-Truppen entpuppen, die nicht mehr als zwei, drei gute Alben in sich haben. Dabei gibt es doch nach wie vor genügend Künstler, die auch ohne Designerklamotten sicherstellen, daß der Patient immer noch in bester Verfassung ist.

Mike Tramp ist so einer der Mucker, auf die man sich als traditioneller Rockfan ganz schlicht und einfach verlassen kann. So ziemlich alle 18 Monate erscheint ein neues Album, mal etwas rockiger, mal etwas introspektiver, aber immer qualitativ hochwertig und mit einer Handvoll potenzieller Lieblingssongs gesegnet. Auch „Maybe Tomorrow“ reißt definitiv nicht nach unten aus. Klar, Überraschungen bietet ein neues Mike Tramp-Werk auch nicht, weder im Positiven noch im Negativen. Coole, entspannte Singer-Songwriter-Mucke mit Tom Petty-Einschlag, eingängigen Melodien, charismatischen Vocals und bodenständiger Produktion ist angesagt. Seit dem Vorgänger „Nomad“ arbeitet Mike wieder mit einer vollständigen, elektrisch verstärkten Band, die Basis bleiben aber auch hier größtenteils die Akustiksounds. Im Vergleich zu seinen frühen Soloalben wie „Recovering The Wasted Years“ oder „More To Life Than This“ überwiegen heute eben eher die ruhigen Momente. Passt für mich.

Wie schon auf dem Vorgänger haben sich auch hier ein paar Country Rock-Elemente „eingeschlichen“, die Mike aber sehr gut zu Gesicht stehen und kein Stück weit aufgesetzt wirken. Rockigeren Songs wie dem Opener ‚Coming Home‘, ‚Rust And Dust‘ und dem Albumhighlight ‚Why Even Worry At All‘ stehen Balladen wie das Titelstück und das reduzierte, pianogetragene ‚Time And Place‘ entgegen, und mit ‚What More Can I Say‘ wird auch mal wieder den Kinks gehuldigt. Die große Stärke von Mike Tramp ist natürlich, daß er keinerlei Scheu hat, den Songs große, durchaus poppige Melodien zu verpassen, die sich hartnäckig im Ohr festsetzen. Damit disqualifiziert er sich natürlich beim Rolling Stone-Abonennten schon gleich, aber es ist anzunehmen, daß das Tramp kein bißchen kratzt. „Maybe Tomorrow“ ist das Album eines Mannes, der mit sich selbst im Reinen ist und musikalisch seinen Stiefel durchzieht – egal, was irgendwer davon hält.

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