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MATT BURT AND THE BUSY DEAD – Gravedigger’s Blues

Im Rock’n’Roll gibt es viele Klischees, sie gehören ja auch irgendwie mit dazu. Ein Singer- / Songwriter Album namens „Gravedigger’s Blues“ (Crispin Glover Records) klingt da erstmal nicht so ungewöhnlich. Und in der Tat hat man schon eine Ahnung, wie sich das wohl anhört, bevor es überhaupt losgeht. Akustische Gitarre, Percussion in Form einer Stompbox, minimalistische Arrangements, das Feeling der American Recordings eines Johnny Cash zum Beispiel. Passt schon, aber der dann einsetzende Gesang klingt überhaupt nicht nach Cash, sondern viel höher, überraschend, eigenwillig, vielleicht auch gewöhnungsbedürftig.

Das erste Lächeln auf dem Gesicht. Und dann die Info: Matt Burt aus der Nähe der norwegischen Musikhochburg Trondheim ist im wahren Leben von Beruf – Totengräber. Er weiß, wovon er im „Gravedigger’s Blues“ singt. Die nächste Überraschung. Und davon ist das Album voll. Überraschung: die Songs begeistern auf der ganzen Linie. Matt Burt sieht sich selbst überhaupt nicht als professioneller Musiker an, auch wenn er schon viel Musik gemacht hat. Aufgenommene Kassetten für die norwegische Undergroundszene, Kompilationen, Zusammenarbeit mit Per Borten, dem Co-Texter von Spidergawd, Beiträge zu Songs von Motorpsycho.  

Ansonsten hat sich Matt Burt jetzt dem tibetanischen Buddhismus gewidmet, so dass sein erstes eigenes Album jetzt vermutlich auch sein letztes eigenes Album sein wird, da er laut seinem Label nicht mehr schreibt oder spielt. Das ist sehr, sehr schade, denn „Gravedigger’s Blues“ hat es wirklich in sich. Gerade die hin und wieder vorhandene musikalische Imperfektion, die ungebügelte Rohheit des Materials, aber auch die sehr persönlichen, authentischen Texte lassen das außergewöhnliche Album aus der Masse ähnlicher Musik herausstechen. Erdiger Blues, Roots, Folk, teils schwermütig, teils wirklich groovend, teils simpel, aber immer verdammt kreativ. ‚Love’s Missing‘ stellt Burt fest, gequält, fast schreiend. In der zweiten Albumhälfte wird eher gesprochen als gesungen, und ganz am Ende fehlt sogar jede musikalische Begleitung, dafür hat man den Eindruck, als sei Burt beim Sprechen durch ein Haus marschiert, Trepp auf Trepp ab. Das ist ungewöhnlich und ganz sicher nichts für jeden, aber wer Singer / Songwriter mag, auf Folk und Roots-Blues steht oder mal etwas ganz anderes hören will, sollte unbedingt diesem Totengräber und seinem Blues lauschen.

Note: 1-

Leider keine Links, da der Künstler online kaum present ist. Echter Underground!

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