Martini Sprite
Feminismus. Nimmt Frau diesen Begriff in den Mund, hat sie die Etiketten frigide, prüde, männerfeindlich und spaßbefreit schneller weg, als sie ihren BH verbrennen kann. Blond lösen dieses Dilemma ziemlich clever, indem sie das vermeintliche Unwort auf ihrem Debüt „Martini Sprite“ (Beton Klunker Tonträger / Rough Trade) einfach nicht in den Mund nehmen – und trotzdem mit doppelter Frauen- und ein-facher Man-Power den Machos und Chauvis dieser Welt fröhlich den Mittelfinger zeigen.
Leichtfüßig auf Synthie-Melodien tänzelnd, gerne mal die Saiten schrammeln und den Bass wabern lassend, brechen Blond kleinere und größere Tabus und weisen allzu erklärungsfreudige Männer, neudeutsch Mansplainer, in ihre Schranken. Stellvertretend für letztere muss „Thorsten“ herhalten. In dem Song rechnen die Schwestern Lotta und Nina Kummer mit all den Kerlen ab, die ihnen weder einen professionellen Soundcheck noch eine selbstbestimmte Kleiderwahl zutrauen. Auch das Thema Menstruation wird nicht ausgespart – schließlich kündigt die sich immer dann an, wenn es überhaupt nicht passt, denn „Es könnte grad nicht schöner sein“. Verflixter Uterus.
Ihren tempogeladenen, hart an den 80ern, Glam Rock und Soul-Rhythmen kratzenden Sound beschrieben Blond einmal treffend als „Las Vegas Glamour“. Der gleichnamige Track hingegen berichtet humorvoll von den Höhen und Tiefen des Tour-Lebens. Überhaupt strotzt „Martini Sprite“ nur so vor Augenzwinkern und (Selbst)Ironie. Die ChemnitzerInnen nehmen sich selbst und das Leben nicht bierernst, finden auch in der ätzendsten Situation noch eine Prise Witz und wissen diese virtuos zu pointieren.
Mit „Martini Sprite“ liefern Blond definitiv ein gelungenes Debut. Die zehn Tracks nebst Intro und Outro sind energiegeladen, gehen mit Druck nach vorne und dürften live den gesamten Saal zum Tanzen bringen. Hier ballen sich Kreativität, Talent und innovative Klänge – bitte mehr davon!