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Out Of Mind

Ich weiß nicht, ob ich den Bandnamen von Hats Off Gentlemen It’s Adequate nun superdoof oder supergenial finden soll – wahrscheinlich beides. Die Musik des aktuellen Albums „Out Of Mind“ stellt den Hörer nicht unbedingt vor die gleichen Probleme: die ist nämlich genauso eigenwillig und originell wie der Name, aber immerhin überhaupt nicht doof, sondern im Gegenteil ziemlich faszinierend.

Ich würde als musikalische Referenzen nun einfach mal den späten Bowie („Heathen“ bis „Blackstar“), Roger Waters und die konventionelleren Arbeiten von Peter Hammill in den Raum werfen. Sonderlich fröhlich klingt das alles also nicht, aber eben auch alles Andere als nach Standardprog. Wie Songtitel wie ‚When I Was A Ship‘ oder ‚The Electric Ant‘ andeuten, gibt es entsprechend auch textlich keine Stangenware, sondern durchaus intelligente, literarisch inspirierte Gedanken und Konzepte, erfreulich hörenswert ausgedrückt und mit bissig-schwarzem Humor versehen, der nicht selten an die Rants von The Tangents Andy Tillison erinnert. Der Boss des Ganzen, Malcolm Galloway, hat nicht nur Songwriting und Produktion übernommen, sondern auch den Gesang und den Großteil der Gitarren und Keyboards. An Bass und Stick hilft Mark Gatland aus, auf einem weiteren Song ist noch Kathryn Thomas an der Flöte und Gesang zu hören. Dass Malcolm im Prinzip nicht wirklich singen kann, ist dabei kaum ein Problem. Wie Roger Waters oder dem erwähnten Andy Tillison setzte er seine Stimme nämlich auch eher zum extrovertierten Sprechgesang als zum typischen Gesang ein. Die wenigen Momente, in denen er sich an klassischen Rock-Vocals versucht, wollen nicht so recht überzeugen – glücklicherweise aber sind diese sowieso selten.

Schwierig wird’s nur bei der Produktion. Denn die ist, um ganz ehrlich zu sein, einfach schwach ausgefallen. Die programmierten Drums hätte man durchaus noch verziehen, auf „authentischem Groove“, whatever that is, basiert hier ehedem nicht ein einziger Song. Aber der Sound ist insgesamt leider sehr unausgewogen. Die einzelnen Instrumente sind oft nicht in organischer Relation zueinander abgemischt, die Stimme steht oftmals zu weit im Vordergrund, was die oben erwähnten melodischen Schwächen unnötig stark ins Rampenlicht zerrt. In den ruhigeren Passagen, in denen Keyboards und cleane Gitarren dominieren, fällt das weniger ins Gewicht, Songs wie ‚Losing Myself‘ oder das instrumentale, minimalistisch-floydige ‚The Rose That Was Red In The Dark‘ entwickeln auch trotz des diskussionswürdigen Klangbildes eine wunderbar packende Atmosphäre. Die rockigeren Momente wie ‚Defiance‘ oder ‚Stand Up‘ klingen aber – sorry, Jungs, man kann es nicht anders ausdrücken! – einfach mies.

Das ist vor allem ärgerlich, weil Malcolm und Mark ansonsten alles absolut richtig gemacht haben. Originelle und eigenständige Songs, intelligente Lyrics, ein gelungenes, die Atmosphäre der Musik wiederspiegelndes Artwork – und dann haben die Beiden ausgerechnet beim Mix gespart. Vielleicht setzen Hats Off Gentlemen It’s Adequate von „Out Of Mind“ aber ja genug Exemplare ab, dass es sich lohnt, das Album für die Zweitauflage remixen zu lassen (Rob Aubrey in Southampton soll trotz seines Erfolges ganz vernünftige Preise haben, munkelt man). Trotz dieses Mankos sollte man als Fan der oben erwähnten Bands das Projekt im Auge behalten und ruhig einmal eine Hörprobe wagen. Zu kaufen gibt es „Out Of Mind“ im Webshop von Just For Kicks.

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