Chimonas
Die Osnabrücker Nachtblut machen es vielen Kritikern leicht: Viel Bromborium, deutsche Texte, Cradle Of Filth-angelehnte Optik und teilweise Dani Filth-Gesang sowie Dark Metal-Outfits, da rümpft manch selbsternannter Musikkenner gern mal die Nase.
Blickt man aber hinter die Schminke, Kontaktlinsen, Spinnenweben, Lack und Leder, erkennt man gesellschaftskritische Texte, abwechslungsreiche Songs und viel Melodie, verpackt in angeschwärzte Härte. Die Touren mit Varg und Eisregen haben hörbar Spuren hinterlassen („Wien 1683“), was nochmal eine neue Facette in den Sound von Nachtblut bringt.
Titel und Bandname stehen in passender Verbindung miteinander (Chimonas ist die griechische Göttin des Winters), ob nun gewollt oder nicht. Sound und Songs des Albums integrieren sich in die kalte, dunkle Atmosphäre und offenbaren immer wieder kleine Hits und Ohrwürmer („Dort wo die Krähen im Kreise fliegen“, „Wien 1683“, „Chimonas“).
Freunde der Band können sich im Vergleich zum letzten Album „Dogma“ auf einen wieder gesteigerten Härtegrad freuen und düster-morbide Songs, die man aber nicht immer zu ernst nehmen sollte.
Fazit: Dieses Album überrascht positiv, da ich etwas weitaus „massentauglicheres“ erwartet hätte, gerade nach Dogma. Hier passt alles sehr gut zusammen, als ob Nachtblut seit Gründung genau auf dieses Album hin gearbeitet hätten. Was ich schade fand ist, dass der Sänger weniger kreischt als früher, aber das gehört wohl mittlerweile zum Erwachsen werden bei Bands. Die Videoauskupplung des Songs „Wie Gott sein“ ist meiner Meinung nach nicht umbedingt gut gelungen, da ich finde, dass der Song nicht den Rest des Albums wieder spiegelt. Das Video selbst ist sehr gut, um nicht zu sagen das Beste der Bandgeschichte.
Nachtblut hat mit diesem Album wieder einen Fangzahn gewonnen ohne Melodien oder Abwechslung zu verlieren. Gesang und auch alle anderen Instrumente haben deutlich zugelegt in Können und Abwechslungsreichtum. Kaum zu fassen das Nachtblut mittlerweile so ein Soundvolumen, so einen gut geknöpften Teppich an Musik zaubern, denkt man noch an die alten Tage.
Die Tour kann kommen, ich werde da sein. „…Dort wo die Krähen im Kreise fliegen, werden du und ich, Hand in Hand liegen…“