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Exhausting Fire

Da ist er also wieder, der „Dämon der Besudelung“ („Kilesa mara“) – gemeint sind die innovativen Sludge Metaller Kylesa aus Georgia um Gründungsmitglieder Philip Cope und Laura Pleasants. Nur gut zwei Jahre nach dem Vorgänger „Ultraviolet“ legt die Band mit den zwei Live-Schlagzeugern Album Nummer sieben vor. „Exhausting Fire“ erregt noch vor jeder Musik durch das an die Bilder des verstorbenen Schweizer Künstlers HR Giger erinnernde Cover-Artwork besondere Aufmerksamkeit. Wo „Ultraviolet“ mit einem typischen Kylesa-Artwork aus Käfern noch relativ leicht daher kam, vermittelt die Front von „Exhausting Fire“ mit dem strahlenkranzumwobenen Frauenkopf über dem schwarzen Hintergrund zähe Schwere, wie sie dem Sound der Band gut zu Gesichte stünde. Ist „Exhausting Fire“ härter, dunkler, zäher als der Vorgänger? Ja, ist es. Bei den mannigfaltigen stilistischen Prägungen des Trios auch auf dem Vorgänger hatte „Ultraviolet“ viel Wave und Punk-Elemente enthalten, der musikalischen Wiege von Sängerin und Gitarristin Laura Pleasants. Es war kein schlechteres Album, aber doch anders.

Einen guten ersten Eindruck gibt direkt der Opener ‚Crusher‘ – das Trio hämmert mit einem derben Riff und Drums erst einmal doomig im Keller herum, dazwischen fliegen Cope und Pleasants als (wieder) gleichwertiges Gesangs-Duo sanft säuselnd auf einer Psilocybin-Wolke davon. Bei ‚Inward Debate‘ wird der potente Psychedelic-Rock neben der immerwährend schwergewichtigen Rhythmus-Sektion mit wütenden Screams potenziert. ‚Moving Day‘ hat einen bombastisch-schwebenden Vibe und ‚Lost and Confused‘ variiert den typischen Kylesa-Sound und streut statt einem rumpelnden Riff Gitarren in mittlerer Tonlage über groovenden Hardcore-Gesang von Pleasants und Cope. ‚Shaping the Southern Sky‘ war der Fangemeinde bereits vor Release als Single-Auskoppelung präsentiert worden und gefällt mit seiner einprägsamen Melodie und einem weiteren brettharten Riff auch nach dem x-ten Durchlauf. Kylesa machen nicht den Fehler, zehn Songs im gleichen Stil durchzuziehen, auch wenn das wohl manchen Fan anhand des druckvollen Sounds kaum stören würde. Stattdessen legt das Trio mit ‚Falling‘ und ‚Night Tribe‘ Songs nach, die Ambient- und Wave-Klang mit psychedelisch-hypnotischem, hohem Gesang verknüpfen. ‚Blood Moon‘ hat die klirrende Kälte eines Black-Metal-Songs, klingt aber natürlich trotzdem durch und durch wie Kylesa. In der Limited Edition ist als Bonus-Track ein Cover von Sabbaths ‚Paranoid‘ enthalten. Eine Verbeugung in Richtung der Doom-Urväter, deren Vorbild bei Kylesa jederzeit zu hören ist.

Kylesa auf einem höheren Niveau, in ihrer Essenz sozusagen, das ist „Exhausting Fire“ geworden. Die Band, die noch nie wie irgendeine andere klang, geht ihren Weg unbeirrt weiter. Das Trio tut, was ihm gefällt und klingt genau deshalb so, wie es klingt. Das siebte Album der Amerikaner ist nicht nur in den stilistischen Elementen sehr vielseitig, sondern betont auch beim Sound die unterschiedlichsten Facetten der Band. Eine Tatsache, die dem Album sehr gut tut, denn trotz der unterschiedlichen klanglichen Vorzeichen ist es ein stimmiges, in sich rundes Werk geworden. Das wäre so wohl kaum möglich gewesen, hätte nicht Philip Cope selbst die Rolle des Produzenten übernommen. Eine selbstbewusste, aber auch konsequente Entscheidung. Nur die Band selbst kann wohl beurteilen, wie Kylesa klingen muss.

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