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White Trash Blues

Die Rolling Stones haben mit ihrem letztjährigen „Blue And Lonesome“-Album zwar das am schlechtesten verkaufte Album ihrer späten Karriere hingelegt, aber dafür auch eines der coolsten Scheibchen der letzten Jahre. Das rohe, dreckige Blues-Cover-Album hat nun offenbar auch andere Kollegen inspiriert, sich an den alten Klassikern zu versuchen. Black Stone Cherrys EP folgt demnächst, und auch The Quireboys haben dem Blues nun ihre Aufwartung gemacht.

Im Gegensatz zu den Rolling Stones, die sich hauptsächlich an Obskurem ausgetobt haben, gibt es bei Spike und Co. das Klassiker-Einmaleins des elektrischen Blues, Rhythm & Blues und Bluesrock. Hits und Essentials von Muddy Waters, John Lee Hooker, Freddie King, Rufus Thomas, The Yardbirds und natürlich Chuck Berry, allesamt staubtrocken, erdig und launig in Szene gesetzt, wie man das von den Chorknaben so kennt. Überhaupt braucht kein Joe Bonamassa-geschädigter Blues-Phobiker vor „White Trash Blues“ Angst zu haben: ausgedehnte Soloorgien finden im Quireboys-Universum nach wie vor nicht statt. Hier wird gegroovt und gerockt wie bei den Originalen der Fünfziger und frühen Sechziger, bei denen ein Gitarrensolo nur so lange dauern mußte, daß der Sänger sich ne Nase Zauberpulver ziehen konnte.

Da sich Quireboys-Frontmann Spike schon im Opener ‚Cross Eyed Cat‘ (von Muddy Waters‘ spätem Geniestreich „Hard Again“) nicht nur als Sänger, sondern auch als exzellenter Bluesharp-Spieler in Szene setzt, muß der wohl auch bei den Bluessessions ohne einen Besuch der White Lady auskommen – das ist wohl Schicksal. Natürlich hätte es die Harmonica nicht gebraucht, um Spike als das Herz der Band auszuweisen: sobald er seine patentierte Whiskey-und-Kippen-Röhre irgendwo zwischen Rod Stewart, Stollentroll und Fredda Berghutze erklingen läßt, klingt das Ganze schon automatisch irgendwie authentisch. Natürlich soll die Leistung seiner Mitstreiter nicht geschmälert werden. Der ‚Green Onions‘-Groove von ‚Sonny Boy Williamsons ‚Help Me‘ wird noch stärker herausgestellt als im Original, und Keith Weir steuert ein paar in bester Booker T. Jones-Tradition stehende Hammond-Licks und ein adäquat feuriges Solo bei. Der Jimmy Reed-Hit ‚Shame Shame Shame‘ wird deutlich näher am Original interpretiert als die – ebenfalls knorke – Aerosmith-Version, und ‚Leaving Trunk‘ von Taj Mahal wird nochmal funkiger gestaltet als die Vorlage.

Ich könnte nun natürlich zu jedem einzelnen Song eine ausgedehnte Lobeshymne loslassen, aber ganz ehrlich: wen interessiert’s? Die drei Eckpunkte Quireboys-Blues-Geil sprechen für sich. Eine fiebrig-rockende Partyscheibe für alle Fans traditioneller Bluesrock-Klänge.

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