Brave Faces Everyone
Im Jahr 2018 konnte im Rauschen des Blätterwaldes zumindest leise das Wort „Hype“ vernommen werden, als Spanish Love Songs „Schmaltz“ (GSR) veröffentlichten. Denn mit ihrem zweiten Longplayer erspielten sich die aus Los Angeles stammenden Punkrocker eine Menge neuer Fans, auch wenn der ganz große Bekanntheitsschub ausblieb. Dies wollen sie nun mit „Brave Faces Everyone“ (!K7) ändern. Ihrem eingängigen Emo Punk, der sich stark am melodiösen und introvertierten Punkrock von Vorreitern wie Embrace oder Fugazi orientiert, bleiben sie dabei treu. Damit gehört die fünfköpfige Gruppe um Sänger Dylan Slocum gemeinsam mit The Smith Street Band, Pkew Pkew Pkew oder Red City Radio zu einer neuen Generation an Emo-Bands, die die Szene seit einigen Jahren stark prägen.
So ist „Brave Faces Everyone“ genregemäß geprägt von großen Gefühlen mit klaren Melodien und Songstrukturen. Liedern wie ‚Beach Front Property‘ oder ‚Losers‘ ist darüber hinaus ein deutlicher Indie-Rock-Einfluss anzumerken. Dabei bewegt sich das Tempo eher im gehobenen als im schnellen Bereich, was die Aussage der melancholischen Lyrics unterstützt. Wie im Emo Punk üblich stehen nicht die großen politischen Zeitfragen im Vordergrund, sondern die Auseinandersetzung mit dem eigenen Ich. Ein negativer Blickwinkel ist bei dieser Analyse programmiert und gepaart mit einem großen Unverständnis über die Gesellschaft.
Während es im Titeltrack fast noch relativierend
„But this world has no empathy // We’ll never have our own place // And if nothing’s getting better // It’s as bad as it seems // Why can’t we say fuck it? // We know it’s not what we need“
heißt, wird es in ‚Losers‘ deutlicher:
„We’re mediocre. We’re losers. // Forever.“
Angesichts derartiger Zeilen muss ein Song wie „Routine Pain“ trotz seiner eigentlich bitter-melancholischen Verse fast schon als Optimismus angesehen werden:
„On any given day I’m a 6/10. // Guess I’m alright.“
Auch wenn es im Vergleich zum Vorgänger musikalisch wenig Neues zu vermelden gibt, zelebrieren Spanish Love Songs auch auf ihrem dritten Werk den Weltschmerz auf seine schönste Art und Weise. Sie schaffen es, den Zuhörer in Watte zu hüllen, sodass er sich in seiner eigenen Frustration gut aufgenommen fühlt und die Welt nach dem Hören vielleicht ein kleines bisschen besser ist. (Dominik Feldmann)