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Louder Harder Faster

Die ersten beiden Warrant-Alben gehören nach wie vor zu den Highlights des letzten Aufbäumen des Rock’n’Roll in den späten Achtzigern und frühen 1990ern, bevor Grunge und Alternative mit ihrem selbstgerechten Pseudoernst den Spaß aus dem Genre saugten. Immerhin sind bis auf den verstorbenen Jani Lane immer noch – oder besser, mittlerweile wieder – alle Originalmitglieder der Band am Start, so daß der Name Warrant mit Sicherheit zurecht auf dem Cover prangt. Den Gesangspflichten geht seit 2008 schon Ex-Lynch Mob-Sänger Robert Mason nach, was den letzten Zweifel an eventueller Legitimität auch noch ausräumt.

Alles toll also? Nun, leider nicht. Denn leider fehlt „Louder Harder Faster“ einfach ein wenig die Eigenständigkeit. Jani Lane war eben nicht nur der Frontmann der Band, sondern in der Frühphase auch der Songwriter, der im Alleingang für Hits wie ‚Down Boys‘, ‚Uncle Tom’s Cabin‘, ’32 Pennies‘ und ‚Sad Theresa‘ verantwortlich zeichnete. Und genau daran krankt „Louder Harder Faster“. Da klingt ‚Perfect‘ mal nach Lilian Axe, ‚Only A Broken Heart‘ nach Thin Lizzy, ‚Devil Dancer‘ nach Lynch Mob und ‚Music Man‘ nach Kingdom Come und Whitesnake – aber nicht viel nach Warrant. Wobei die Vergangenheit auch unter Lanes Federführung schon mit stilistischer Inkonsistenz dank wenig gelungener Grunge- und Alternative-Experimente geschlagen war – und, immerhin, „Louder Harder Faster“ ist um Längen besser ausgefallen als, sagen wir mal, „Belly To Belly“. Wer sich an der fehlenden Eigenständigkeit also nicht stört, der wird durchaus den Einen oder Anderen tollen Song entdecken, neben den Erwähnten auf jeden Fall noch das Harem Scarem-mäßige ‚Faded‘ und den Skid Row-mäßigen, in Metal-Gefilde vorstoßenden Uptempo-Reißer ‚New Rebellion‘. Eher unnötig sind dagegen die hörbar John Lennon-mäßig gemeinte, aber eher etwas flache Ballade ‚U In My Life‘ und das alberne, mit trashigen Klatsch-Klatsch-Samples ausgestattete ‚Big Sandy‘ ausgefallen. Dafür ist die Band natürlich handwerklich eine Bank, und Mason ein extrem cooler Sänger mit Gespür für eingängige Melodien.

Licht und Schatten halten sich also auf „Louder Harder Faster“ die Waage. Ohne Jani Lane sind Warrant leider eben „nur“ eine Hardrockband unter Vielen, die zwar durchaus ein gutes Händchen für eingängige Songs hat, aber unglücklicherweise auch über dreißig Jahre nach Bandgründung immer noch nach einer eigenen Identität sucht. Ob das als Kaufgrund fürs vorliegende Album ausreicht, muss freilich jeder für sich selbst entscheiden – aufgrund der starken Konkurrenz der letzten Monate bleibt aber zu erwarten, daß Warrant eher weiterhin anstehen müssen.

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