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Stolen Rhodes – Wer hat das Piano geklaut?

Vor kurzem haben wir euch das Album Bend With The Wind der amerikanischen Southern-Rock-Formation Stolen Rhodes vorgestellt, das im September 2016 erschienen ist und bei uns sehr gut ankam. Die vier Amerikaner Matt Pillion (Gitarre, Gesang, Keyboard und Saxophon), Kevin Cunningham (Gitarre), Jack Zaferes (Bass) und Schlagzeuger Chris James haben für nächstes Jahr eine Europatour angekündigt. Wir haben uns näher mit Stolen Rhodes beschäftigt und Frontmann Matt Pillion zum Interview gebeten.
stolen_rhodes1.jpgStolen Rhodes stammen aus der Metropole Philadelphia im US-Bundesstaat Pennsylvania und haben in den USA erstmal im Jahre 2014 ein größeres Publikum erreicht. Die Band tourte unter anderem mit dem Southern-Rock-Aushängeschild Lynyrd Skynyrd und war zudem mit Acts wie Blackberry Smoke unterwegs. Begonnen hat die Bandgeschichte allerdings schon früher, wie sich Matt Pillion erinnert: „Vor einigen Jahren bin ich nach Philadelphia gezogen und hatte ein paar Songs im Gepäck, die ich mal geschrieben hatte. Ich spielte damals in keiner Band, wollte aber gute Aufnahmen dieser Songs haben. Also rief ich ein paar alte Freunde an, ob sie die Stücke mit mir aufnehmen wollten.“

Während der Aufnahmen erkannte Pillion, dass dem Sound eine zweite Gitarre fehlte. Zum Glück gab es den berühmten „Freund eines Freundes“, der kurzfristig mit seinem Instrument einspringen konnte. In diesem Fall war das Kevin Cunningham. „Als ich ihn spielen hörte, war für mich alles klar“, sagt Pillion. Die frisch formierte Band begann, neben den Studioaufnahmen nun auch live zu spielen. Von den Bars in Philadelphia und Umgebung schaffte man es schnell bis an die Strände von New Jersey. Im Jahre 2015 wurde es Zeit für eine erste Plattenveröffentlichung: Die EP „Slow Horse“ war ein großer Erfolg und bereitete schließlich den Longplayer „Bend With The Wind“ vor.

„Wir wollten unseren Fans so schnell wie möglich neue Musik bringen“, erinnert sich Matt Pillion an die Entstehung des ersten richtigen Albums. „Eigentlich war ‚Bend With The Wind‘ daher, genau wie Slow Horse, als EP mit fünf Songs gedacht. Wir hatten uns eine Liste mit unseren Songs gemacht, die wir schon live gespielt hatten und die beim Publikum gut ankamen. Nach den Aufnahmen gingen wir wieder für einen Monat lang auf Tour, und dabei überkam uns eine Welle der Kreativität. Wir hatten auf der Tour neue Songs geschrieben und kamen mit unserem Produzenten überein, dass diese unbedingt noch mit auf das Album sollten. Und ehe wir uns versahen, hatten wir einen ganzen Longplayer fertig.“

Der Bandname geht übrigens auf eine wahre Begebenheit zurück. „Ich hatte damals ein Fender Rhodes Piano, das nach einer Aufnahmesession einfach verschwunden ist“, berichtet Pillion. „Wir haben uns später ein Fender Rhodes Piano für unsere Aufnahmen…sagen wir mal…wiederbeschafft. Als wir dann einen Bandnamen suchten, bot sich Stolen Rhodes einfach an.“

stolen_rhodes3.jpg „Ob mit eigenem oder gestohlenem Piano: Die Amerikaner haben einen eingängigen Groove in ihren Songs, die den Southern Rock zwar nicht neu erfinden, aber doch beim Hörern viel gute Laune verbreiten. Sie nennen ihre Musik „Americana Rock’n’Roll“, die all die Genres enthält, mit denen die Musiker aufwuchsen. Stolen Rhodes, das ist Rock, Southern Rock, Country, aber auch Rockabilly, R&B und vieles mehr. Als Einflüsse nennt Pillion neben den „üblichen Verdächtigen“ wie Skynyrd und der Allman Brothers Band auch Stevie Ray Vaughan und Pearl Jam. „Das Pearl Jam Album ‚Ten‘ war die erste Platte, die ich mir jemals von eigenem Geld gekauft habe, und Skynyrds ‚Sweet Home Alabama‘ war der erste Song, den ich jemals auf der Gitarre zu spielen gelernt habe.“

Auf „Bend With The Wind“ gibt es mit ‚Rosalita (Come Out Tonight)‘ zudem ein tolles Bruce-Springsteen-Cover zu hören. Mit ihrem schmissigen Cover zollen Stolen Rhodes dem „Boss“ Tribut. Matt Pillion wuchs nur wenige Meilen von Asbury Park auf, der Wahlheimat des ursprünglich aus dem kleinen Ort Freehold in New Jersey stammenden legendären Musikers. „Wenn man als musikbegeistertes Kid in New Jersey aufwuchs, konnte man sich dem Einfluss Springsteens überhaupt nicht entziehen“, verrät der Stolen Rhodes Frontmann. Da die Southern Rocker zudem einige ihrer ersten Auftritte in Asbury Park absolvierten, war es beinahe schon eine Ehrensache, einen Springsteen-Song zu covern. „Wir haben ‚Rosalita‘ live schon früh im Programm gehabt, und außerdem macht das Ding beim Spielen einfach einen Riesenspaß!“

stolen_rhodes_bend_with_the_Wind.jpg „Spaß macht den Musikern auch das gemeinsame Arbeiten an den neuen Songs, wie man auf „Bend With The Wind“ eindrucksvoll hören kann. Matt Pillion ist der primäre Songwriter, aber jeder kann Ideen oder ganze Songs einbringen, die dann gemeinsam weiterentwickelt werden. „Wir lernen die Songs dann alle gemeinsam und arrangieren sie auch zusammen. Damit wird jeder in der Band zu einem Teil des Songs.“ Ein Teil des Materials auf „Bend With The Wind“ ist unterwegs auf Tour entstanden. Auf Tour geht es auch wieder im Januar und Februar 2017 – Stolen Rhodes werden zum ersten Mal in ihrer Bandgeschichte nach Europa kommen. 25 Termine stehen an, darunter auch ein paar in Deutschland. Auf der Webseite der Band und bei Facebook werden die genauen Termin veröffentlicht, aber auch in unseren News findet Ihr natürlich mehr über die bevorstehende Tour. Pillion, der übrigens auch etwas deutsch sprechen kann, freut sich auf Europa. „Als ich 18 war, bin ich mal in Europa gewesen, aber ich habe dort noch nie Musik vor Publikum gespielt. Ich freue mich riesig darauf, die europäischen Fans zu treffen. Viele meiner Freunde, die schon dort gewesen sind und live gespielt haben, touren sogar lieber in Europa als irgendwo sonst auf der Welt, weil das Publikum dort einfach toll ist. Die Fans lieben Rockmusik, und sie gehen sehr gerne auf Konzerte. Ich kann es gar nicht abwarten!“

stolen_rhodes2.jpg „Amerikanischer Southern Rock kommt schon immer sehr gut beim europäischen Publikum an – ganz ohne politische Hintergedanken, die bei dem Genre hin und wieder auftauchen. Aus eigener Erfahrung kann Matt Pillion feststellen, dass die Southern Rock Community eine der großzügigsten und großherzigsten Fangruppen überhaupt ist. „Leute, die Southern Rock Fans als militante Rednecks darstellen, stereotypisieren sich selbst. Schaut uns doch einmal an, wir stammen aus dem Nordosten der USA und nicht aus den Südstaaten. Aber die Southern Rock Fans mögen uns und unsere Musik. Ich denke, das spricht doch für sich selbst.“ Stolen Rhodes und ihre Musik sprechen auf alle Fälle für sich selbst. Wir bedanken uns bei Matt Pillion für das relaxte Interview und freuen uns schon jetzt, die Band bei uns begrüßen zu dürfen. Bringt aber schon einmal die Fender Rhodes Pianos in Sicherheit, nicht dass es da wieder zu Diebstählen kommt…

Interview und Übersetzung: Michael Buch
Fotos: Promo

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