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Local Honey

Mit „Painkillers“ (2016) legte Brian Fallon eine Soloplatte vor, die die Messlatte für alles, was da noch kommen möge, ziemlich hoch gehängt hat. Der Nachfolger „Sleepwalkers“ (2018) blieb dann auch ein wenig hinter den Erwartungen zurück. Nun also „Local Honey“ (Lesser Known Records), das aktuelle Werk des Jersey-Boys. Tja, was soll man sagen? Brian Fallons dritter Solo-Wurf entzieht sich geschickt besagter Messlatte, indem er völlig neue Töne anschlägt.

Wer Fallons Karriere schon ein wenig länger verfolgt weiß, dass er seit langem plant, eine akustischere Richtung einzuschlagen. Mit Produzent Peter Katis (The National, Interpol) an seiner Seite hat er sich nun endlich getraut. „Local Honey“ wird von Akustik-Gitarren und einem Piano getragen. Um diese beiden Hauptdarsteller herum gruppieren sich sanfte, warme Drumbeats, hin und wieder eine Steel Guitar und dezente Percussions.

Im Zentrum steht Brian Fallons rauchige Stimme, die die Geschichten seiner Songs mit der gewohnten Intensität transportiert. „Local Honey“ ist das wohl intimste Album, das der The-Gaslight-Anthem-Frontmann bisher aufgenommen hat. Seine Lieder handeln von der tiefen Liebe zu seinen Kindern („When You’re Ready“), von Schmerz und Verlust („21 Days“) und davon wie unbeschreiblich schön es ist den Menschen gefunden zu haben, mit dem man sein ganzes Leben teilen will („You Have Stolen My Heart“).

Fallon gelingt es, große Emotionen in bewegende Worte zu fassen, ohne kitschig oder schmalzig zu werden. Diese Erkenntnis kommt allerdings erst nach mehrmaligem Hören von „Local Honey“. Denn: Das fallonphile Ohr, das den Künstler bislang für den Spagat zwischen positiven Mitwipp-Sounds und eher düsteren, tiefgründigen Texten geliebt hat, muss sich erst einmal an die neuen Klänge gewöhnen. Ziemlich viel Country, eine großzügige Prise Folk, vielleicht ein Hauch Pop und jede Menge Americana – das will erst einmal durchdacht und verdaut werden.

„Local Honey“ ist keine Platte, in die sich das geneigte Publikum mit einem Juchzen direkt beim ersten Akkord verliebt. Vielmehr ist es ein Album, das Track für Track erobert werden will. Wenn sich HörerIn und Platte schließlich ausreichend beschnuppert und kennengelernt haben, entsteht ein unzertrennliches Duo, das zwar nicht durch Dick und Dünn geht, sich aber in harten Zeiten ohne Wenn und Aber auf einander verlassen kann.

Brian Fallon hat sein Herzens-Album aufgenommen und alles reingesteckt, was er zu geben hat. Das, was sich auf „Sleepwalkers“ in einigen Songs bereits andeutete, vollendet „Local Honey“ nun – es ist reinste Fallon-Essenz, in jeder Hinsicht, und macht ihn als Künstler so nahbar wie keines seiner bisherigen Werke. Für jemanden wie Fallon, der ständig mit seinem Schaffen hadert, ein großer Schritt, der richtig gut gelungen ist.

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