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Live Beyond The Spheres

Nanu, wundert sich der Rezensent, schon wieder ein Livealbum von Blind Guardian?

Nach kurzem Nachdenken muss man der Band aber zugestehen, daß es sich bei „Live Beyond The Spheres“ eigentlich erst um den dritten „regulären“ Livemitschnitt handelt. Daß es manchem Fan vorkommt, als wäre da mehr, liegt zum Beispiel daran, daß zum Beispiel in der „Traveler’s Guide To Space And Time“ ein Doppel-Livealbum als Kaufanreiz enthalten war und vor ein paar Jahren der Metal Hammer ein Livealbum der Band als Freebie beilegte, die den Abstand zum letzten „echten“ Livealbum von 2003 deutlich kürzer erscheinen lassen. Also ist der Release von „Live Beyond The Spheres“ schon gerechtfertigt, schließlich erschienen seit „Live“ (2003) ja auch drei neue Studioalben. Die nehmen indes leider keinen allzu großen Platz auf „Live Beyond The Spheres“ ein. Das wundert allerdings kaum, spielen Blind Guardian doch im Prinzip seit zwanzig Jahren das gleiche Set, um zwei Alibisongs vom neuen Album ergänzt.

Weshalb das so ist, kann man allerdings schon beim Opener des vorliegenden Drei-CD-Sets erahnen. Bei ‚The Ninth Wave‘ kommen zwecks der Reproduktion der opulenten Studioversion soviele Zuspieler vom Band respektive Sampler, daß sich nicht wirklich ein Livefeeling einstellen mag, speziell auch, weil besagte Samples im Bandsound etwas untergehen und somit nicht nur die Orchesterparts, sondern auch die Chöre ein wenig untergehen. Tja, die Technik. Dennoch, ‚Another Stranger Me‘, ‚Otherland‘ und ‚A Voice In The Dark‘ wären dem Rezensenten willkommener gewesen als die x-te Version von ‚Banish From Sanctuary‘, ‚Lost In The Twilight Hall‘ und ‚Mirror Mirror‘ – aber die werden ja seit Jahren nicht mehr gespielt. Natürlich sind die Klassiker der Achtziger und Neunziger schlicht unkaputtbar. Aber – eben auch schon auf den vorangegangenen Blind Guardian-Livescheiben enthalten. Und da die Krefelder live ehedem nie an ihren Arrangements herumbasteln oder gar improvisieren, klingen sie auf „Live Beyond The Spheres“ eben ziemlich exakt genauso wie alle anderen existierenden Liveversionen der Songs – und nicht viel anderes als die Studioversionen.

Das ist natürlich alles Gemecker auf hohem Niveau. Der Sound ist natürlich perfekt, spielerisch sind keine Imperfektionen zu vernehmen, und die Songs sind natürlich allesamt zurecht Klassiker des pompösen Power Metal. Aber als Fan der Band bekommt man hier nur sechs Stücke geboten, die noch nicht auf anderen Livescheiben der Band vertreten sind. Ob die den Preis für das Dreier-Set wert sind, muss jeder für sich entscheiden. Neulinge, die sich für Blind Guardian interessieren, aber bislang noch nichts von der Band im Regal stehen haben (gibt’s sowas?), finden hier einen guten Querschnitt durch die komplette Bandhistory. Allerdings, und das ist wohl das Enttäuschendste an „Live Beyond The Spheres“, sind Blind Guardian mittlerweile offenbar zufrieden damit, vornehmlich von ihrer Vergangenheit zu leben.

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