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Terraformer


Auch wenn dem Genre gerne eine Stagnation vorgeworfen wird, gibt es im Progressive Rock immer noch viele spannende Ecken auszuloten. Thank You Scientist aus New Jersey haben auf ihren bisherigen beiden Alben launig und spannend Jazz, Prog, Funk, Pop und Rock verschwurbelt, so dass man sehr gespannt sein durfte auf das dritte Werk, welches jetzt unter dem Titel „Terraformer“ gleich als 84-minütiges Doppelalbum in den Regalen der Händler steht.

Auch auf „Terraformer“ basteln die sieben Amerikaner wieder poppige Vocals, teils richtig swinglastige Bläserparts, groovende Rhythmen und knackige Gitarrenriffs zusammen, das alles durchsetzt mit schrägem Humor. Das Ergebnis: Eine interessante Mischung, die tatsächlich eine gewisse Alleinstellung der Band in das Genre bringt, einen eigenen, wiedererkennbaren Sound. Das geht schon mit einem kurzen instrumentalen Appetitanreger namens ‚Wrinkle‘ los, und die folgende Nummer ‚FXMLDR‘ ist dann gleich mal eine 8-minütige Zusammenfassung von all dem, was Thank You Scientist oder auch kurz TYS ausmacht. Ob sich Gründungsmitglied Tom Monda an der Gitarre mit dem Violonisten Ben Karras musikalisch duellieren oder Sam Greenfield ein packendes Solo am Saxophon abliefert, das alles weckt Assoziationen an aktuelle Prog-Spezialisten wie Knifeworld oder die aktuellen Aufnahmen von Gong. Später wird es dann funkig, und immer wieder überzeugen insbesonders neben den Bläserparts auch die vielen wunderbaren Gitarrensoli.

Abwechslung wurde im Prog ja schon immer groß geschrieben, so auch hier. Bei ‚Birdwatching‘ gibt es darum zwischendurch coole elektrische Rhythmen, und mit ‚Everyday Ghosts‘ folgt ein weiteres Highlight direkt im Anschluß, das immer wieder geschickt alle Brücken zwischen Jazz, Fusion, Artrock und sogar Metal überwindet. Experimentell wird es auch immer wieder gerne einmal, unterm Strich überwiegen aber die schönen Melodien und klassischen Harmonien über technischem Gefrickel.

Der Titelsong ganz am Ende legt in Punkto Härte noch einmal etwas zu und groovt sich schwerlastig durch seine gut acht Minuten Laufzeit. „Terraformer“ ist natürlich hervorragend produziert und abgemischt, gerade bei der Vielzahl der oft gleichzeitig zu hörenden Instrumente eine wichtige Anforderung an ein solch komplexes Album. Die Scheibe erscheint beim Label „Evil Ink“, einem Projekt des Coheed And Cambria Frontmannes Claudio Sanchez. Herausgekommen ist eine der besten Progressive-Rock-Scheiben dieses Sommers. Dafür sagen wir: Thank You, Thank You Scientist!

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