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Venom

Heavy Metal geht auch mit kurzen Haaren. Von solchen Äußerlichkeiten sollte man sich generell nicht täuschen lassen. So wie sich jedoch die Haarpracht von Matthew Tuck über die Jahre verkürzte, so hat leider auch die Schlagkraft seiner Band abgenommen. Bullet For My Valentine sind mit ihrem fünften Album ‚Venom‘ zwar noch immer hart und – dem heiligen Plektrum sei Dank – auf jeden Fall auch härter als der Vorgänger ‚Temper Temper‘, schossen aber bei weitem schon einmal besser. Tatsächlich hatten die Waliser mit den Singles ‚No Way Out‘, ‚You Want A Battle? (Here’s A War)‘ und ‚Army Of Noise‘, die sie vorab im Frühjahr 2015 veröffentlicht hatten, bereits ihre schärfste Munition verballert, bevor die Platte überhaupt erschien. Bei den restlichen Tracks fehlt dann einfach das ‚Fever‘ ihres dritten Werks, von der bahnbrechenden Wucht ihres Debüts ‚The Poison‘ gar nicht zu reden.

Dabei wäre angesichts des Albumtitels ‚Venom‘, der übersetzt sowohl für Gehässigkeit als auch für Schlangengift stehen kann, ein Anknüpfen an ihr Erstlingswerk ‚The Poison‘ gar nicht weit hergeholt gewesen. Das Artwork ist in der Hinsicht zweifelsfrei gelungen: Geschickt steht das große ‚V‘, um das sich eine Schlange windet, gleichzeitig für den Titel und als lateinische Zahl für ihr fünftes Album. Das war’s dann aber auch schon mit der Kreativität. Von einer Rückkehr zu ihrem Ursprung sind die Waliser meilenweit entfernt. Wie ein aus der Bahn geworfenes Geschoss eiern sie herum und scheinen nicht so recht zu wissen, ob sie nun authentischen Metalcore machen wollen oder radiotaugliche Mainstreammusik mit Heavy-Metal-Anstrich. Auch ihr neuer Bassist, Jamie Mathias, der Jasons ‚Jay‘ James ersetzte, konnte offenbar auch nicht mehr viel reißen. Man nimmt sogar seine Arbeit kaum auf dem Album wahr.

Keine der Versprechen, die die Band gegeben hat, geht so richtig auf.

‚Es ist ganz bestimmt die aggressivste Platte, die wir bislang gemacht haben und die Texte werden bei den Leuten sicherlich einen Nerv treffen‘

, sagt Frontmann Matt Tuck. ‚Venom‘ schlägt jedoch bei weitem nicht ein wie ein Dum-Dum-Geschoss. Und auch von den Trash-Metal-Elementen von ‚Scream Aim Fire‘, die die Band zurückbringen wollte, ist abgesehen von ‚Army Of Noise‘ keine Spur, nicht mal ein Kratzer. Sie haben sich auch nicht ’neu erfunden‘, wie es Tuck behauptet. Die Zeiten, in denen Bullet For My Valentine Heavy Metal salonfähig gemacht haben, sind leider längst vorbei.

‚Venom‘ ist dennoch nicht komplett ‚Worthless‘, wie einer der wenigen guten Songs heißt. Stücke wie ‚No Way Out‘ geben den Fans einen faszinierenden Einblick in die düstere Vergangenheit von Sänger Tuck. Zu den Höhepunkten zählt neben den oben erwähnten Singles auch der Track ‚Skin‘, dessen Refrain tatsächlich einen der seltenen Ohrwürmer hinterlässt. Alles andere verschwimmt jedoch im undurchsichtigen Kugelhagel. Bullet For My Valentine sollten sich beim nächsten Mal einig sein, wohin sie zielen.

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