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Live At Woodstock

Als Creedence Clearwater Revival kurz nach Mitternacht die Bühne des Woodstock-Festivals betraten, waren nicht nur die Musiker ein wenig müde, sondern auch das Publikum. Speziell, weil laut CCR-Boss John Fogerty zuvor Grateful Dead einen ihrer wenigen richtig miesen Gigs gegeben und die Zuhörerschaft fast in den Schlaf gespielt hatten. Die Konsequenz? Fogerty erlaubt nicht, dass CCRs Auftritt für das Livealbum oder den Konzertfilm über Woodstock verwendet wird, da er sowohl die Performance der Band als auch die Rezeption des Publikums als nicht gut genug erachtete. Jetzt, 50 Jahre nach dem Gig, ändert John seine Meinung plötzlich, und „Live At Woodstock“ erscheint als CD. Die Frage ist nun also, war das alles wirklich so schlimm?

Natürlich nicht. CCR waren eine durch Dauertourneen bestens eingespielte Einheit. Auch wenn „Live At Woodstock“ zunächst kein Feuerwerk wie auf den anderen beiden offiziellen Livealben „The Concert“ und „Live In Germany“ abbrennt, zeigt es trotzdem eine der feinsten Rock’n’Roll-Kapellen aller Zeiten in gewohnt routinierter Form. Der Sound im Opener ‚Born On The Bayou‘ ist noch ein wenig rumpelig, das gibt sich aber schon zum nächsten Song ‚Green River‘.

Lediglich ein paar Übersteuerungen bei den Vocals fallen auf, aber vermutlich war der Soundmann nach Jerry Garcias entspanntem Genuschel mit der Hoodoo-Kreische von Fogerty einfach etwas überfordert. Spätestens ab den Singlehits ‚Bad Moon Rising‘ und ‚Proud Mary‘ ist auch die Müdigkeit überwunden, und der Abschlussrun ‚I Put A Spell On You‘, ‚Night Time‘, ‚Keep On Chooglin‘ und ‚Suzie Q‘ – letztere beide wie gewohnt über zehn Minuten lang – lässt ganz schön die Sau raus.

Bisweilen klingt es fast, als hätte es sich die Band zur Aufgabe gemacht, den schläfrig-friedlichen Stonern im Publikum so richtig schön lärmig die Nachtruhe zu versauen. Das Album bestätigt einmal mehr, wie sehr sich CCR mit ihrem rustikalen No-Frills-Rock von den anderen Woodstock-Acts wie eben den Dead, Jefferson Airplane, CSNY oder Santana unterschieden: CCR funktionieren aufgrund ihrer Zeitlosigkeit einfach heute genauso gut wie damals, nichts hat hier Staub angesetzt.

Auch wenn die anderen beiden Livescheiben der Band noch essenzieller ausgefallen sind, kann man bei „Live At Woodstock“ eigentlich nichts falsch machen. Eine schöne Ergänzung der Sammlung, speziell angesichts der Tatsache, dass von CCR bislang ja nur sehr wenig Archivmaterial der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurde. Vielleicht ist ja „Live At Woodstock“ ein erstes Signal, dass Fogerty auch diesbezüglich seine Meinung ändern könnte?

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