A Tower Of Clocks
Das Debüt von This Winter Machine war vor zwei Jahren ein echt schickes Neoprog-Album, das der Band jede Menge Lob von den einschlägigen Fanportalen einbrachte. Das aktuelle Zweitwerk der Formation aus West Yorkshire, „A Tower Of Clocks“, wird diesmal beim eigentlich qualitätsbewussten klein-aber-fein-Label Festival Music veröffentlicht. Nur will – soviel vorweg – die Begeisterung sich diesmal nicht so richtig einstellen.
Ein wenig rockiger als auf dem Vorgänger geht’s diesmal zur Sache, aber grundsätzlich schwimmen This Winter Machine immer noch ganz klar im Fahrwasser von Pallas, IQ und Pendragon in deren Achtziger-Phasen. Herausragend ist immer noch die Stimme von Al Winter, der meist eher an einen klassischen AOR- oder Hardrock-Sänger wie z.B. Michael Voss erinnert als an Peter Nicholls oder Alan Reed. Die Songs auf „A Tower Of Clocks“ sind nicht übermäßig komplex, dafür schön melodisch, eingängig und meist hauptsächlich auf Winters Stimme zugeschnitten. Soviel zum Positiven.
Leider gibt’s aber ein paar Änderungen zu vermelden, die nicht unbedingt für Freude sorgen. Der auf dem Debüt agierende Gitarrist Gary Jevon hat die Band leider verlassen und wurde durch gleich zwei Gitarristen ersetzt, Scott Owens und Gary Garbett. Deren rockigerer Ansatz steht der Gruppe aber nicht sonderlich gut zu Gesicht: die Riffs sind leider allesamt nur wenig originell und ziemlich altbacken ausgefallen. Noch dazu bedienen sie so ziemlich alle vorstellbaren Dad-Rock-Klischees – im Neoprog-Kontext umso auffälliger. Zu oft scheinen die Gitarren auch einfach schlampig eingespielt, was uns zum wahren Knackpunkt des Albums bringt: die Produktion ist selbst für eine Eigenproduktion wirklich ein gutes Stück zu fahrig und undurchsichtig ausgefallen.
Gerade wenn man sieht, was die Konkurrenz im Prog-Underground zu leisten in der Lage ist, muss man This Winter Machine den Proberaum-Sound und die teils ziemlich holprigen Arrangements gerade bei eigentlich recht brauchbaren Songs wie ‚The Hunt‘ einfach ein wenig krummnehmen. Es hat also im Vergleich zum Vorgänger keine Steigerung stattgefunden, sondern eher eine ganz deutliche Verschlechterung. Die guten Ideen sind nach wie vor da, ganz besonders die einfallsreichen Keyboards sollten diesbezüglich erwähnt werden, aber das Endprodukt klingt eher wie ein unfertiges Demotape aus den späten Achtzigern, nicht wie ein zum vollen Preis angebotenes Album. Auch die Spielzeit von über einer Stunde ist ein wenig überdimensioniert, da wäre schon in den Stücken selbst Einiges an Straffung möglich und nötig gewesen.
Das Zweitwerk von This Winter Machine ist also leider eine ziemliche Enttäuschung geworden, sowohl in Sachen Produktion als auch in Sachen Songs. Da hilft auch das schöne Fantasy-Artwork nichts. Trotz der herausragenden Stimme kann das Album also nur Allessammlern wirklich ans Herz gelegt werden, die sich am Rumpelsound und der wenig begeisternden Gitarrenarbeit nicht stören. Die finden die Scheibe im Webshop von Just For Kicks.
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