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LAURA COX – What a night!

Laura Cox war eine der ersten, weit vor Corona, die sich Video-Plattformen für die Vermarktung zu Nutze gemacht hat. Bereits mit zarten 18 Jahren gab es regelmäßige Streams aus ihrem Jugendzimmer, in denen sie ihre Fähigkeiten an der Klampfe zeigte. Vor wenigen Monaten erschien nach vierjähriger Pause ihr dritter Longplayer „Head Above Water“, das es bei uns zum Album des Monats geschafft hat, und mit dem sie in diesen Wochen Deutschland bereist. Heute Abend gastiert sie in Dortmund. Vor der Show hatten wir übrigens die Gelegenheit, mit Laura zu sprechen. Das Interview könnt Ihr hier nachlesen.

Überraschend klein und zart wirkt die Künstlerin, die als erste die Bühne des ausverkauften Musiktheaters Piano betritt, und das Instrumental-Intro an der Steel-Guitar eröffnet. Nach und nach kommen die männlichen Kollegen dazu, und aus der Einleitung entwickelt sich der erste richtige Song „Wiser“. Mit jedem Akkord wächst die junge Französin beinahe wörtlich ein deutliches Stück, und hat die Bühne und das Publikum in wenigen Sekunden mit ihrer Präsenz erobert. Was folgt, sind knapp 90 Minuten Blues-Rock vom Allerfeinsten. Mit dem Titel-Track der aktuellen Scheibe geht es weiter, bevor Laura ihre Gäste freundlich begrüßt. Danach wird nahtlos weitergerockt, die Gruppe ist top eingespielt und versteht ihr Handwerk. Leise Töne gibt nur in homöopathischen Dosen, weitestgehend wird das Gaspedal durchgedrückt. Auch wenn Cox die uneingeschränkte Chefin ist, bekommt jeder ihrer drei Mitstreiter einen kurzen Solo-Part im Rampenlicht. Mehrfach vergewissert sich die Musikerin bei den Fans: „Dortmund, Are You With Me?“, was sich aber als völlig überflüssig erweist, denn die Menge frisst ihr förmlich aus den Händen. Das will bei den größtenteils leicht angegrauten Zuhörerenden (weitestgehend 50+) etwas heißen, schließlich dürften die meisten schon so manche Darbietung erlebt und entsprechend hohe Ansprüche haben.

Die Truppe spielt sich relativ paritätisch durch alle drei Platten, es gibt u.a. „Bad Luck Blues“, „Take Me Back Home“, „Good Ol’ Days“ und „Hard Blues Shot“, den meisten Applaus bekommt aber ihr Signature-Move „Too Nice For Rock ’n’ Roll“. Manche Tracks werden relativ nah am Original gespielt und kommen in vier Minuten auf den Punkt, zwischendrin gönnt sich die Band aber immer wieder ein paar Takte mehr, um ihrer Frontfrau den Raum zu geben, ihre Fähigkeiten an den sechs Saiten zu zeigen. Dabei gelingt es Cox, die Soli genau zu dosieren, und nicht durch krampfhaftes in-die-Länge-ziehen zu übertreiben, was bei vielen versierten Gitarristen oft der Fall ist.

Um den Sound der Combo zu beschreiben, hilft eine Nummer, die sie kurz vor Schluss spielen. Mit „Hard To Handle“ gibt es ein Otis Redding-Cover, das sich aber an der Black Crowes-Version von 1990 orientiert. Wenn man nicht wüsste, dass es sich hier um eine Leihgabe handelt, würde man es als Eigenkomposition verbuchen und sich fragen, auf welcher CD der Song zu finden ist.

Leider gibt es mit „One Big Mess“ nur eine Zugabe, und das im Programm vermerkte „As I Am“ entfällt. So endet ein heißer Rock-Abend viel zu schnell.

Vor einigen Monaten haben wir in unserem Whiskey-Soda-Podcast über den (mangelnden) Rock-Nachwuchs  gesprochen, und uns Sorgen gemacht, wer in Zukunft die großen Festivalbühnen bespielen soll. Nach dem heutigen Abend dürfte diese Angst zumindest ein Stückchen kleiner geworden sein: Laura Cox hat sich nicht nur in die Herzen der Dortmunder gespielt, sie wird mit Sicherheit eine große Rolle in der Rockmusik der nächsten Jahre spielen. Womit? Mit vollem Recht!

What a night!

 

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Fotocredit: Wollo@Whiskey-Soda

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