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Kingdoms Disdained

Was für Erwartungen hat der geneigte Verehrer des Todesmetalls, wenn eine DER Pionierbands in den letzten Jahren vor allem durch personelle Querelen und ein Album („Ilud Divinum Insanus“ von 2011) in Erscheinung traten, das im besten Fall gemischte Reaktionen hervorgerufen hatte, von vielen aber auch als das schlechteste Album der Bandgeschichte bezeichnet wurde? Seit dem letzten Release ist einiges passiert: Bassist/Sänger David Vincent ist nach seinem Wiedereinstieg 2004 erneut draußen, dafür ist Mastermind Trey Azagthoth einmal mehr mit Steve Tucker vereint, der auf „Kingdoms Disdained“, dem inzwischen neunten Studioalbum der Death-Metal-Veteranen aus Florida, für die tiefen Saiten und Stimmbänder verantwortlich war. Am Schlagzeug sitzt nach dem Ausstieg von Tim Yeung Scotty Fuller (Ex-Havok, Ex-Absymal Dawn), der auch bei drei der elf Titel an der Komposition beteiligt war. Damit ist das Todeskommando aus Florida 2017 komplett – als Trio.

‚Piles of Little Arms‘ klingt im ersten Moment so, wie Death Metal klingen soll: Böse, düster, angepisst, hohes Tempo, Stakkato-Drums. Wenn man dann etwas genauer hinhört, dann fragt man sich – ja was eigentlich? Es klingt trotz solider Grundzutaten (die man von einem Genreprimus auch erwarten kann) dann doch recht banal. Keine Wow-Momente, kein Feeling. Die Riffs schrubben durch, am Ende ein kleines Solo, Ende. ‚Garden of Disdain‘ setzt auf Midtempo-Groove, ist aber einfach nur langweilig. Erst bei Song Numero 4, ‚The Righteous Voice‘ findet sich das erste Mal so etwas wie ein interessantes Riffing, das etwas im Ohr bleibt. Das bleibt im weiteren Verlauf des Albums leider die Ausnahme, die Songs klingen abgesehen von Tempo- und Taktvariationen doch recht austauschbar. Überhaupt ist am Album der einstmals kommerziell erfolgreichsten Death-Metal-Band bis auf wenige Aspekte Mittelmass Programm. Das gilt leider auch für die Produktion. Die ist ein halbgares, matschiges Mischmasch aus Oldschool und Modernem Sound, indem das (von Fuller über weite Strecken beeindruckend gespielte) Schlagzeug und hier besonders die Becken viel zu stark im Vordergrund stehen. Mister Tucker, der die bandtypischen Texte verfasst hat, übertrumpft gemeinsam mit den Drums oft die Gitarren, die zumdem (zumindest gemessen an der Relevanz von Azagthoth als einer der besten Extreme-Metal-Gitarristen der Welt) schlicht enttäuschen.

Sicher, „Kingdoms Disdained“ dürfte viele Fans mit dem Vorgänger versöhnen, das hier ist wieder Morbid Angel. Es ist kein schlechtes Death-Metal-Album und knüppelt ganz solide vor sich hin. Aber interessant oder gar herausragend ist das neueste Werk der Amis halt auch nicht. Und das ist für eine Band wie Morbid Angel bei zugegeben hohen Erwartungen schlicht eine Enttäuschung.

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