Do You Wonder About Me?
„Swear I’m good at this!“ Das konnte man anno 2017 als Aufforderung verstehen, und dieser sind wir willig gefolgt. Diet Cig haben sich als mehr als gut auf ihrem damaligen Debütalbum behauptet. Manch Eine/r ist vielleicht schon etwas hibbelig geworden, dass das Duo erst drei Jahre später nachlegt. Zurecht fragen Alex Luciano und Noah Bowman also „Do You Wonder About Me?“ (Frenchkiss Records).
Wer sich also fragt, was in der Zwischenzeit passiert ist: Die Beiden haben das dauerhafte Touren, das ihr Leben seit Bandgründung im Jahre 2014 beherrscht hat, eingeschränkt und sich zum Songschreiben zurückgezogen. Tatsächlich lässt sich der Unterschied erkennen, zwischen den früheren Stücken, die als Live-Versionen auf Konzerten entstanden sind, und dem neuen Material, das ausgefeilter und als „erwachsener“ präsentiert wird. Gutmeinend kann man den Songs mehr Tiefe zuschreiben. Allein, es fehlt die Unmittelbarkeit und frische Energie von dem, was wir bisher von Diet Cig kannten, und das schmerzt.
In Zeiten von „Swear I’m Good At This“ hat die Band ihr Tun noch selbst als „approaching punk with radical softness“ qualifiziert. Dem kommt auf dem neuen Album nur noch „Flash Flood“ nahe. Der Rest ist schlicht zu süßlich geraten. Nun hat Lucianos Stimme an sich schon etwas Püppchenhaftes. Wird sie zusätzlich mir Klavier und leichtfüßigen Melodien („Priority Mail“) unterlegt, gerät es leicht ins Kitschige. Angenehmer und fesselnder sind dann schon die Shoegaze-Parts von „Broken Body“, aber sie bleiben kurze Ausreißer. Der kantige, lautere und auch tanzbare Sound vom Debüt haben der Sängerin und der Band insgesamt besser getan.
Dumm also, dass Diet Cig gerade jetzt ihre Tourtätigkeiten pandemiebedingt nicht wieder aufnehmen können. Die Live-Probe würde den Songs womöglich nachträglich einen raueren Schliff verleihen. So können wir leider unser erfreutes Fazit von vor ziemlich genau drei Jahren nicht wiederholen, dass die Devise des Frühlings nämlich „wild bleiben mit Diet Cig“ lautet. So glatt gebastelt und zurückhaltend, wie „Do You Wonder About Me?“ daherkommt, trägt es eher zum Quarantäne-Koller bei.