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Kein Land in Sicht

Wenn man den Begriff Debüt-Album liest, erwartet man automatisch junge Menschen. Blickt man auf die Fotos von Junger, ist man irritiert. Gestandene Männer, satt in den Vierzigern, schauen einen von den Promo-Bildern zum Erstling „Kein Land in Sicht an“. Ein wenig irreführend ist die Aussage, dass es sich um die erste Scheibe handelt, allerdings. Die Österreicher um Frontmann Hans-Peter Junger spielen bereits seit vielen Jahren mit verschiedenen musikalischen Ausrichtungen und Namen zusammen, und haben auch schon Songs auf den Streaming-Portalen veröffentlicht. Mit dem neuen Sound, den sie selbst als Alternativ-Rock bezeichnen, feiern sie nun aber Premiere.

Eine schrummelige E-Gitarre eröffnet den Titel-Track „Kein Land in Sicht“, der die Marschrichtung für die kommende dreiviertel Stunde vorgibt: riffbasierte Rockmusik, mit moderatem Härtegrad. Gar nicht „Anders“ ist der zweite Titel, die Route wird beibehalten, ergänzt lediglich durch Hammond-Klänge.

„Kein Tag für Helden“ beginnt mit einem ruhigen Keyboard. Die Einstiegsworte „Die letzte Schlacht ist lange her, was übrig blieb gleicht einem Traum, der verklärt auf weiten Flügeln, davonflog und nicht wieder kam“ lassen zunächst an einen Anti-Kriegs-Lied denken. Tatsächlich ist es jedoch ein Abgesang auf eine beendete Liebe.

Bei „Flugverbot“ werden sofort Assoziationen mit Rio Reisers „Zauberland“ ausgelöst. Sowohl in Musik und Rhythmik als auch Thematik wird schnell klar, vom wem Komponist und Texter Hans-Peter sich hat inspirieren lassen.

In den folgenden Liedern variieren Schnelligkeit und Kraft, der Grundsound bleibt aber stets erhalten. Wesentliches Stilmittel auf der gesamten Scheibe ist -neben den Gitarren- die Stimme, die sich mit ihrem ruhigen und sonoren Klang in den Gesamt-Kosmos einfügt.

Der Suchlauf eines Radios eröffnet „Dreh alles auf Anfang“, bevor wieder die Strom-Gitarre übernimmt und die Platte auf die Zielgerade lenkt. Mit dem ruhigen, von Akustik-Klampfen getragenen und einem Handklatsch-Chor untermalten, „Nicht von dieser Welt“ endet die CD.

Was bleibt nach knapp 45 Minuten Spielzeit? „Kein Land in Sicht“ erfindet die Musik nicht neu, im Gegenteil, es ist eher „Oldschool-Rock“, wie man ihn insbesondere in den 80´ern gehört hat. Oder anders formuliert: Ein 13-jähriger Teenager würde es vermutlich als „Boomer-Musik“ bezeichnen. Das allerdings würden die Herren selbst vermutlich nicht als Beleidigung, sondern als Auszeichnung verstehen. Junger machen deutlich, dass Austria musikalisch mehr zu bieten hat als Falco und die Erste Allgemeine Verunsicherung.

Wer auf Künstler wie Rio Reiser, Stoppok und Spliff/Herwig Mitteregger steht, sollte hier auf jeden Fall einmal reinhören.

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