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Clayman (20th-Anniversary-Edition)

War es das Ende oder der Anfang einer großartigen Band? Bis heute können die Meinungen darüber auseinandergehen. Für die einen ist „Clayman“ (Nuclear Blast) das letzte große Werk der In Flames als stilprägende Melodic-Death- bzw. Götborg-Metal-Band. Für die anderen ist es das Album, mit dem die Schweden begannen, ihren Sound weiterzuentwickeln und für ein breiteres Publikum zugänglicher zu machen.

Nachdem bereits im Jahr 1999 „Colony“ erschienen war, kündigten In Flames im Jahr 2000 überraschend den Nachfolger „Clayman“ an. Sie wollten die Eindrücke ihrer bis dato größten Tournee möglichst schnell in Kreativität umsetzen. Der neue Longplayer zeigte sich deutlich experimentierfreudiger. Keyboards, Samples und Loops wurden viel stärker als bisher eingesetzt. Gleichzeitig wurde der Clean-Gesang ausgeweitet und die Melodieführungen deutlich eingängiger gestaltet. Kritiker feierten die Scheibe daraufhin teilweise als Meisterwerk oder vergaben zumindest hohe Punktzahlen. Nun jährt sich das Release zum 20. Mal.

Aus diesem Grund haben In Flames „Clayman“ als Special-Edition neu aufgelegt. Zusätzlich zum Originalalbum enthält diese fünf Bonussongs. Neben dem Instrumentalstück „Themes and Variations in D-Minor“ sind die Bandklassiker „Bullet Ride“, „Pinball Map“, „Only For The Weak“ sowie „Clayman“ in neuen Versionen enthalten. Die Lieder wurden dabei nicht, wie es heutzutage gang und gäbe ist, remastert. Stattdessen wurden sie komplett neu eingespielt und werden in einem modernen Gewand präsentiert. Der Zuhörer erhält so eine Vorstellung davon, wie die Lieder klingen würden, wenn In Flames sie im Jahr 2020 komponieren würden.

Derartige Experimente sind immer interessant, aber auch streitbar. Die Neuaufnahmen sind wahrlich nicht schlecht, wirken jedoch ein wenig aufgesetzt. Es fehlt das Gefühl der Authentiztität. Unweigerlich kommen Gedanken an den deutschen Philosophen Walter Benjamin auf. Dieser schrieb bereits 1935, dass die Reproduktion von Kunstwerken diese aus ihrem Entstehungskontext von Zeit und Raum herausreißt. Die Aura des Kunstwerks ginge dadurch verloren.

Der wohl einzige kritikwürdige Punkt war an „Clayman“ schon immer das Cover. Es zeigt die Abbildung „Der vitruvianische Mensch“ von Leonardo da Vinci in einer sehr merkwürdig anmutenden gold-lila Farbumgebung. Nicht umsonst sagt die Band rückblickend, dass es ein wenig so aussieht, als sei es flüchtig mit PhotoShop erstellt worden. Daher wurde das Cover für die Neuauflage grundlegend bearbeitet. Es ist nun in schwarz gehalten und die Abbildung ist deutlich plastischer, um den Songtexten mehr Ausdruck zu verleihen.

Egal wie man zur weiteren Entwicklung der In Flames nach „Clayman“ steht und ob man den mittlerweile deutlich moderneren Metal-Sound, der schließlich 2011 mit dem Nummer-1-Album „Sounds Of A Playground Fading“ seinen kommerziellen Höhepunkt fand, mag oder nicht: Auch 20 Jahre nach Erscheinen ist „Clayman“ ein großartiges Stück Musikgeschichte.

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