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Tight New Dimension

Punkrock ist nicht immer nur der kritische Spiegel für die vielen Probleme der Welt. Manchmal darf es auch einfach nur eine gehörige Portion Blödsinn, verpackt in drei Akkorde sein. In die Kategorie des Fun-Punk fallen auch die Mean Jeans aus Portland, Oregon, die mit ihren simpel gestrickten aber ins Ohr gehenden Songs irgendwo zwischen einer Ramones-Coverband (alle Bandmitglieder tragen das Wort ‚Jeans‘ im Namen) und moderneren Pop-Punk-Bands wie Teenage Bottlerocket schweben. Ihre Discographie umfasst mittlerweile eine stattliche Ansammlung von EPs und Singles. Das hat scheinbar Aufmerksamkeit erregt und so erschien ihr drittes Full-Length-Album ‚Tight New Dimension‘ im April auf dem Traditionslabel Fat Wreck Chords – für jede Punk-Rock-Combo der Hauptgewinn. Trotz dieses ‚Upgrades‘ sind die drei Jungs sich und ihrem Stil treu geblieben und so schließt die neue Dimension an alte Tugenden an und bleiben einfach wie gewohnt…albern.

‚Long Dumb Road‘ prescht direkt nach vorne, ohne lange um den heißen Brei herumzureden und gibt das gehoben-mittlere Tempo vor, an dem sich auch die folgenden Songs orientieren. Juniors Bass liefert mit seinen durchgängigen Auf- und Abschlägen ein tragendes Fundament für Billys akzentuierende Melodien, während Wilders Schlagzeug die Songs im klassischen Vier-Viertel-Takt vorantreibt. Etwas aus dem Geschwindigkeitsrahmen fallen ‚Trash Can‘, ‚I Don’t Care That I Don‘ Care‘ und ‚Are There Beers In Heaven?‘, die das Tempo etwas drosseln. Ansonsten bleiben die Mean Jeans bei ihrer bewährten Formel von Ramones-Style Garage Rock mit einer ganzen Schöpfkelle voll Unfug. Wie die Hommage an den einstigen King of Pop, ‚Michael Jackson Was Tight‘ oder die Lobpreisung einer amerikanischen Biermarke in ‚4 Coors Meal‘.

Mean Jeans erfinden das Rad wahrlich nicht neu. ‚Tight New Dimension‘ hebt sich noch nicht einmal von seinen Vorgängern ab. Lediglich die Produktion wirkt ein wenig ‚tighter‘ als die von ‚On Mars‘ und ‚Are You Serious‘. Und eine Band, welche die Ramones abkupfert; das haben schon viele versucht, ohne dabei wirklich zu überzeugen. Das überraschende bei den Mean Jeans ist jedoch: ihnen nimmt man es ab! Würden sich die Ramones heute aus ihren Gräbern erheben und erneut ein Album aufnehmen, es könnte sich in der Tat anhören wie ‚Tight New Dimension‘. Vom Stil bis hin zur Stimme eine nahezu perfekte Imitation des Vorbilds. Dabei lässt sich die Platte auch gut durchhören, wenn man kein ausgesprochener Punk-Nostalgiker ist. Means Jeans treffen immer den richtigen Ton und überzeugen mit punktgenauen Hooks und eingängigen Melodien, welche den Umstand verzeihen, dass die Band am Ende doch wieder nur altbewährtes neu aufwärmt.

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