In This Mess
Ich bin nicht gerade der klassische Surfer-Boy. Toy Guitar, das aktuelle Projekt vom umtriebigen Jack Dalrymple (One Man Army, Dead To Me, Swingin‘ Utters), kitzelt jedoch das kleine Bisschen Surfer in mir heraus. Dalrymple selbst sieht das wohl genauso. Er bezeichnet das erste Studioalbum seiner Band als ‚beachy‘. Besser hätte man den verwaschenen Punkrock’n’Roll von Toy Guitar auch nicht beschreiben können. Den Bass komplett raus aus den Gitarren, dafür umso mehr Verzerrung rein und schon erinnern die Songs an das Meeresrauschen. Nicht an das Rauschen, an das man in seinen künsten Urlaubsträumen denkt. Eher an Wellen, hohe Wellen und die Lässigkeit, mit der die echten Surfer über sie gleiten. Es ist typische Drei-Akkorde-Punk, bei dem Dalrymple oft wie ein hyperaktives Uhrwerk auf seiner Klampfe herumschrubbt. Zusammen mit seiner für Punkrock recht souligen Stimme, bringt er jedoch eine besondere Leichtigkeit in die Songs. Kein einziger Titel ist wirklich aufdringlich. Das Album eignet sich sowohl zum Surfen, als auch zum am Strand um ein Lagerfeuer sitzen – beachy eben.
Besonders in Songs wie ‚Silver Of Sun‘ oder ‚Loose In A Room‘ kommen diese Eigenschaften zum Tragen. Toy Guitar sind gleichzeitig exzessiv und lässig. Ich will abwechselnd ausflippen und abzappeln und meiner Surfer-Kariere doch noch eine Chance geben. Mit einfachen Tracks und wenig außergewöhnlichen Strukturen oder Instrumentalisierungen schaffen Toy Guitar ein klassisches Punkalbum, dass Spaß macht. Mehr ist es dann aber doch nicht. Die zwölf Songs ähneln sich untereinander schon sehr, sodass das Album und nicht jeder Song für sich steht. Dalrymples Stil, den man schon in seinen zahlreichen anderen Projekten raushörte, ist auch hier unverkennbar. Am ehesten ist die Platte bei den Ramones einzuordnen. Die hatten schließlich auch ihre ‚beachy‘ Phase. Vom Sound erinnern gerade die Gitarren an die Swingin‘ Utters. Verwaschen und nicht zu dick produziert. So behalten die Songs ihre Leichtigkeit, von der ‚In This Mess‘ lebt. Wer auf die Surfer-Romantik steht, die er auch schon bei One Man Army oder in Jacks Zeit bei Dead To Me liebte, wird sich sehr freuen, etwas Neues von ihm zu hören, wobei neu hier vielleicht etwas übertrieben ist. Der Stil von Toy Guitar ist alles andere als neu. Die Platte als solide zu bezeichnen wäre jedoch wiederum zu tief gestapelt. Sie erfinden das Surfbrett nicht neu, verbreiten jedoch unheimlich viel gute Laune und der Soundtrack für laue Strandabende in den nahenden Sommermonaten ist ebenfalls gesichert. Für die, die sich absolut nicht auf einem Surfbrett sehen, liefern Toy Guitar eine Alternative auf dem Cover. Einfach mal die On-Ear-Kopfhörer raus, die Platte für den Walkman auf Kassette überspielen und rein in die Rollschuhe.