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Samaritans

Neues Label, aber die neue Platte ist noch nicht ausgereift genug, um aufgenommen zu werden. Was macht man in einem solchen Fall, wenn zudem mittlerweile drei Jahre seit dem Debüt vergangen sind? Grieved aus Schweden rufen sich mit einem Re-Release der angesprochenen ersten Scheibe über ihr neues Zuhause Prosthetic Records ins Gedächtnis zurück, bevor Ende dieses Jahres dann wirklich estwas Neues kommen soll. Somit ist die erneute Veröffentlichung von ‚Samaritans‘ eher ein Lebenszeichen statt einer Verbesserung des Sounds. Grund zur Unzufriedenheit dürften die Stockholmer bei ihrem Release 2012 nicht gehabt haben, schließlich hat damals Lewis Johns (Produzent von Funderal For A Friend und Gnarwolves) persönlich Hand ans Mischpult gelegt.

Der Sound ist dementsprechend dick und basslastig und erinnert in Verbindung mit der allgemeinen Finsternis der Platte durchaus an die frühen, noch nicht dem Kommerz verfallenen Your Demise. Stilistisch geht es, wie vom skandinavischen Hardcore gewohnt, eher düster und brachial zu. Der schwere Gitarrensound verleiht dem Album eine ordentliche Metal-Kante und ist mit dem der Landsmänner von Raised Fist zu vergleichen. Anders als die schwedischen Hardcore-Giganten schwören Grieved aber eher auf Metalcore-Elemente, die vor allem bei Shouter Marcus Lundqvist deutlich werden. Er kreischt die Zeilen geradezu ins Mikrophon und scheint sich durchweg am Limit seiner Stimmbänder zu bewegen. Die verwaschenen Gitarren und der prägnante Bass erinnern an die finnischen Nachbarn von Endstand. Gerade in den nicht ganz so metal-lastigen Parts setzen Grieved eine ähnliche 80er-Hardcore-Energie frei.

Düster und ohne Kompromisse strömen die insgesamt acht Songs aus den Boxen umschweifelos in den Schädel und richten mitunter ein brachiales Chaos dort an. Bezeichnend ist da ein Song mit dem Titel ‚Stockholm Blues‘, der von der nicht ganz so schokoladigen Gesichtshälfte Schwedens erzählt. Die Seite, die sich sonst hinter IKEA und Knäckebrot versteckt und zeigt, dass im hohen Norden eben nicht immer Midsommerfest ist. Ein fast schon zynischer Gegensatz zum Inhalt bildet die Verpackung des Albums, sprich der Titel ‚Samaritans‘. Wo Samariter eher für Nächstenliebe und Unterstützung stehen, haben sich Grieved brachiale Gewalt und dunkle Zerstörungskraft auf die Fahne geschrieben. Strategisch ist dieses Re-Release wichtig, um nach drei Jahren ohne neue Veröffentlichung zu zeigen, dass man noch da ist und, dass da noch was kommt, worauf man sich freuen darf.

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