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Willkommen

Neuere deutschsprachige Rockbands haben mitunter einen schweren Stand. Einige werden teils zu Recht, teils zu Unrecht in die rechte Ecke gestellt. Dann gibt es denn Effekt, daß – wieder teils zu Recht und teils zu Unrecht – deutsche Texte mitunter „prollig“ wirken. Inklusive mancher Bandnamen wie Kärbholz, Krawallbrüder oder Unantastbar. Und mit den Texten ist das auch ästhetisch so eine Sache – manch einer zieht englischsprachige Songs schlicht wegen des Klangs vor. Da ist es oft egal, ob man die Texte versteht oder ein englischer Bandname genauso pathetisch klingen mag. Da läßt es im wahrsten Sinne des Wortes aufhorchen, wenn eine deutsche Band ihre Texte von Englisch zu Deutsch ändert.

So geschehen bei den Groove-Metallern Kyler aus dem südbadischen Offenburg auf ihrem neuen Album „Willkommen“. Kyler treiben mit ihrem augenzwinkernd „Black Forest Groove Metal“ bezeichneten Schwermetall schon an die zehn Jahre ihr Unwesen, Supportshows für Bands wie Agnostic Front oder Ektomorf und dem Gewinn von Talentwettbewerben inklusive. Mit „Willkommen“ liegt nun das zweite Studioalbum vor. Und das hat es in sich!

Um auf das Thema „Texte verstehen“ zurückzukommen: Die angepissten Growls von Frontmann Marco Schulz kommen schlagkräftiger, wenn man die flankierenden Texte auch direkt versteht. Nicht, daß es die Starkstrom-Mucke nötig hätte, aber das „Gesamtpaket“ haut dem träge-satten politischen Bewußtsein in Deutschland mit vollem Karacho eins in die Fresse. Songtitel wie „Brandstifter“, „Revolution“ oder „Keinen Plan“ sprechen eine mehr als deutliche Sprache. Bestünde der Gesang nicht größtenteils aus derben Growls, dürften sich hier viele Punk-Freunde wohlfühlen.

Das Tolle an „Willkommen“ ist aber nicht alleine seine authentische Stimmigkeit oder der Fakt, daß die Jungs ordentlich Gas geben. Es ist der Abwechslungsreichtum. Wer genau hinhört, findet bei der groovigen Midtempo-Nummer „Loch im Herz“ erstklassige Southern-Rock-Anleihen, bei „Abschaum“ Highspeed-Oldschool-Thrash neben dem bandtypischen Groove und zwischen den Zeilen dazu noch jede Menge symbadische Selbstironie.

Fazit: Schaut über den Tellerrand, Leute! Hartwurst-Mucke mit deutschen Texten muss nicht prollig sein, im Gegenteil. Ihr steht auf Bands wie Devildriver oder Five Finger Deathpunch, fühlt euch der Hardcore-Punk-Szene nahe und sucht euren ganz persönlichen Soundtrack dafür, was in unserer Welt 2020 alles schief läuft? Dann ist Kyler für euch!

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