IN FLAMES – Foregone
Es muss ein komisches Gefühl sein, wenn plötzlich ehemalige Bandkollegen auftauchen, eine neue Band gründen und dann den Sound spielen, für den man selbst Jahre lang stand. Anschließend wird das Debütalbum der früheren Mitstreiter auch noch sehr wohlwollend und als positive Reminiszenz an große alte Tage aufgenommen. So erging es den Vorreitern des Göteborger Melodic Death Metals In Flames, als vergangenes Jahr The Halo Effect mit ihrer Platte „Days of the Lost“ um die Ecke kamen. Sicherlich haben die In Flames musikalisch nur noch wenig gemeinsam mit den In Flames von um die Jahrtausendwende. Zu weit sind die Schweden von ihrer ursprünglichen Musik abgerückt. Trotzdem hat die Konkurrenz aus dem eigenen Hause die Spannung gesteigert, wie die Mannen um Sänger Anders Fridén reagieren werden. Die Antwort liefern sie nun „Foregone“ (Nuclear Blast).
Nach dem Spannung aufbauenden akustischen Intro „The Beginning of All Things That Will End“ entladen sich alle aufgestauten Emotionen in „State of Slow Decay“. In Flames gehen gleich in die Vollen und sind so nah an ihrem Melodic Death Metal wie zu Zeiten der legendären „Clayman“ wie schon lange nicht mehr. Das anschließende „Meet Your Maker“ schlägt ebenso wie das spätere „The Great Deceiver“ diese Richtung ein.
Also ist alles wie früher? Mitnichten! Der in zwei Teile aufgeteilte Titeltrack „Foregone“, das stampfende „A Dialogue in b Flat Minor“ oder „In the Dark“ sowie das ruhige gehaltene „Pure Light of Mind“ repräsentieren die In Flames der letzten Platten: Wuchtige Riffs, größtenteils im Mid-Tempo gehalten, knallen auf äußerst melodiöse Gesangsmelodien. Hinzu kommen herrliche Growls wie in „Bleeding Out“, die jedoch auf einen übertrieben kitschigen Refrain treffen und fast amortisiert werden.
Dass Songwirting schon immer eine Stärke von In Flames war, zeigen sie auch auf „Foregone“. Nicht nur der doppelte Titeltrack weiß hier exemplarisch zu überzeugen, sondern auch das basslastige und unbequeme „Cynosure“.
In Flames legen ein schlüssiges Album vor, das nicht getrieben von äußeren Umständen wie Fanstimmen oder der eigenen Konkurrenz zu sein scheint. Vielmehr wirkt es wie eine Reflexion des Schaffens der letzten Jahrzehnte: Besinnung auf die eigenen Wurzeln trotz konsequenter Weiterentwicklung. „Foregone“ ist keine Platte voller klassischem Death Metal der Göterborger Schule, dafür eine ordentlicher und mehr als gelungene Metal-Scheibe!