I Loved You At Your Darkest

Behemoth sind mittlerweile in einer Weise an vorderster Front der Metalszene, wie es für eine wirklich offen satanistische Band lange Zeit eigentlich kaum denkbar war. Dies dürfte vor allem an der Persönlichkeit von Frontmann Nergal liegen, der Charisma und Intellekt wie kaum ein anderer besitzt. Er hat es geschafft, mit Geduld, Eloquenz und sehr differenzierten Aussagen Akzeptanz für die zwar satanistischen, aber immer auf höchstem lyrischen Niveau agierenden Texte zu schaffen. Musikalisch waren Behemoth ihren Kollegen immer schon voraus, und das letzte Album „The Satanist“ darf zu Recht zu den Top 50 der besten Metalalben aller Zeiten gezählt werden.

Wie einfach wäre es gewesen, einen zweiten Teil rauszuhauen, ähnliches Konzept, ähnliche Strukturen, niemand hätte dies beim gezeigten Niveau der Band angezweifelt.

Aber weit gefehlt, natürlich gehen Nergal und Behemoth den weitaus steinigeren Weg. „I loved you at your darkest“ ist beim ersten Hören ein Schlag ins Gesicht. Die Songs sind stellenweise kaum vier Minuten lang, ungewöhnlich im Vergleich zu vorher. Der Sound ist zwar immer noch großartig klar, klingt aber gleichzeitig differenziert UND schredderiger – eine hohe Kunst. Es wird gedroschen, was das Zeug hält. Das Album wirkt im ersten Durchgang weit weniger poliert und weitaus räudiger und härter. Nergal selbst gibt seinem Gesang gleich mal noch ein paar zusätzliche Facetten; jault, grunzt, kreischt läßt seine Stimme überschlagen.

Manche Stücke wie z.B. „God=Dog“ sind fast ZU kurz, nach knapp vier Minuten bricht das Stück ab, gerade als man dieses wohlige Gefühl empfindet, das sich bei genialer Musik eben breit macht.

Natürlich gibt es mit Songs wie „Ecclesia Diabolica Catholica“ auch absolut urklassische Behemoth-Songs. Bombastisches Songwriting, treibendes Midtempo, Choräle, Melodien, Gitarrensoli, Drumming vom anderen Stern.  Behemoth trauen sich aber auch, Dinge nicht nach Schema F zu machen. „Angelus XIII“ ist ein purer, nordischer Rausschmeißer. Andere Songs hören mit den Tempiwechseln gar nicht mehr auf.

„I loved you at your darkest“ ist ein Geniestreich für den Black Metal –  sperrig, brutal, intelligent, herausragend. Beim ersten Hören denkt man sofort „The Satanist war um Längen besser“. „ILYAYD“ wird sich mit der Zeit aber weiter entwickeln und noch jede Menge versteckte Schönheit offenbaren.

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