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Holodox

Die Schweiz und der Metal sind eine Liebesgeschichte. Sowohl ältere Bands wie Gotthard, Krokus, Hellhammer und Celtic Frost als auch jüngere Gruppen wie Eluveitie oder Zeal & Ardor stammen aus dem kleinen Alpenland und prägen die unterschiedlichen Subgenres. Auffällig ist allerdings, dass seit dem Ende von Coroner Mitte der 1990er Jahre der Schweizer Thrash Metal zumindest gefühlt brach liegt. Seit 2010 versuchen dies Comaniac zu ändern.

Ihre ersten beiden Alben sind bereits in der Thrash-Metal-Szene auf positive Resonanz gestoßen und haben Neugierde geweckt. Nun legt die Kompanie der Verrückten (Company & Maniac = Comaniac) mit „Holodox“ (Metalworld) ihr drittes Album vor. Mit dem Titeltrack sowie „The New Face Of Hell“ kommen die ersten zwei Songs gleich als Uptempo-Thrasher daher. Da sie stark von den frühen Exodus, Testament, Anthrax oder auch Kreator beeinflusst sind, gehen sie auch vor der heimischen Stereoanlage sofort auf die Nackenmuskeln. „Art Is Dead“ reduziert dann das Tempo und gönnt dem Genick etwas Erholung, setzt dafür jedoch etwas mehr auf Atmosphäre. Man ist geneigt zu sagen, dass „Holodox“ zu diesem Zeitpunkt so richtig beginnt. Denn erst ab jetzt werden die verschiedenen Facetten präsentiert, sodass sich die Wirkung der Musik voll entfalten kann.

Eines der großen Highlights des Albums ist das wieder mit mehr Geschwindigkeit versehene „Head Of The Snake“. Dieses kann besonders mit einem leicht progressiven Mittelteil punkten. Dabei wird die über das gesamte Album vorhandene starke Gitarrenarbeit der beiden Gitarristen Valentin Mössinger und Jonas Schmid besonders deutlich. Vor allem stechen ihre Soli heraus, die durch deutlich erkennbaren Einfluss der New Wave of British Heavy Metal sowie des Power Metals überraschend eingängig und melodisch gestaltet sind. Auch warten sie immer wieder mir Abwechslung, wie dem wunderbaren Akustik-Intro zu „Legend Of Heaven“ oder der abschließenden (Power-)Ballade „Bittersweet“ mit ihrem erhabenen Aufbau auf.

Wie schon auf den Vorgängern bleibt jedoch der Gesang umstritten. Denn dieser besitzt zwar einen gewissen Ausdruck, aber nicht-Puristen dürfte die Eingängigkeit fehlen. Dies mindert die Melodien und erschwert den Zugang.

Auch mit ihrem dritten Album gehören Comaniac in die Reihe jüngerer Thrash-Metal-Bands wie Power Trip oder Dust Bolt, die stark vom Thrash der 1980er geprägt sind und sich derzeit aufmachen, die Bühnen der Welt zu erobern. Für Verfechter des klassischen Thrash und Szene-Gänger könnte „Holodox“ eines der heimlichen Highlights des Jahres werden. Blickt man jedoch über den Tellerrand hinaus, bleibt ein wenig das Gefühl hängen, dass die Band mit etwas mehr Gespür für Feinheiten und etwas größeren Ausdifferenzierungen beim Gesang viel mehr leisten könnte und somit noch nicht ihr gesamtes Potenzial abruft.

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