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Hitch

Gemeinhin gilt für viele Bands im Rock-Circus die eiserne und gnadenlose Regel, dass nach den ersten drei Alben der Einfluss auf das populäre Geschehen weniger wird. Die wenigsten Gruppen können danach noch mit einem großen Knall überraschen. The Joy Formidable haben sich dies offenbar zu Herzen genommen, denn ihr drittes Album ‚Hitch‘ ist überaus ambitioniert geraten.

Waren die Waliser bisher als laute Rockband voller Verve und Kurzweile bekannt, ist ‚Hitch‘ nun ein Werk von ausschweifender Länge geworden. Die 60-Minuten-Marke wird locker überschritten, fast jeder Song kratzt an der den fünf Minuten. The Joy Formidable sind komplexer, hingebungsvoller und gefühlvoller geworden. Frontfrau Ritzy Bryan singt aber immer noch beständig hinreißend gut.

An sich ist eine Weiterentwicklung beziehungsweise ein musikalischer Imagewechsel kein sonderliches Problem, wenn die Qualität stimmt. Bei ‚Hitch‘ ist aber genau dies ein kleines Ärgernis. Vieles an der Platte passt. Gute Melodien, eingängige Gitarren, tolle Solos. Doch partout wird jedes Stück in die Länge gezogen, egal ob es das hergibt oder nicht. Es scheint, als hätte die Band im Songwriting-Prozess eine Wette verloren, die besagt, sie müsse jedes Lied auf über fünf Minuten ziehen. So wirkt das nämlich mitunter.

Leider verliert sich damit jegliche Spannung, die im Kern eigentlich vorhanden wäre. Viel mehr wird der schmale Grad zum gleichgültigen Gedaddel leider nicht nur einmal überschritten. Überall wird noch etwas drangefrickelt, obwohl der Schlusspunkt schon längst hätte gesetzt werden können. Es scheint, als sei die Band an ihren eigenen Ambitionen gescheitert. Das ist bedauernswert, denn mit etwas mehr Frische und Kürze wäre hier ein wirklich tolles Album möglich gewesen.

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