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Desolated Sounds

Seit Ex-Alexisonfire Gitarrist Wade MacNeil der Frontmann der Band ist, hat sich innerhalb kürzester Zeit einiges geändert. Weniger Rock’n’Roll, mehr Emotionen, meist in Form von Aggression. Gallows ist mehr Hardcore-Band denn je. Das vierte Album zeigt, dass diese Entwicklung noch nicht vorbei ist. Es ist diese gefühlvolle Aggressivität, die auch schon Alexisonfire erfolgreich gemacht hat. Schon beim Opener gibt Wade ordentlich auf die Fresse. Das macht er aber stets wie ein Gentleman: zielgenau und heftig. Schon in ‚Mystic Death‘ passiert so viel wie bei manchen Genre-Kollegen auf der ganzen Platte. Das Album beginnt düster mit unheilvoll klingenden Riffs à la Slayer. Schnell gewinnt der Song an Fahrt und stampft mit einer brachialen Gewalt alles platt, was ihm im Weg steht. Der Sound ist fett, aber nicht übertrieben episch produziert. Auch, wenn es anfangs schwer vorstellbar war, wie sich Wade MacNeil in die Punkformation eingliedern wird, passt das Ganze schon echt gut zusammen.

Natürlich ist so eine Anpassung immer mit Kompromissen und Veränderungen verbunden. Bei aller bandinterner Innovation schleicht sich immer der große Schatten von Alexisonfire ein. Nun ist Wade MacNeil nicht nur Alexisonfire. Mit Black Lungs war er auch schon auf Solo-Pfaden unterwegs. Damals ging es etwas melodiöser und romantischer zu. Nun ist der stämmige Kanadier wieder auf Krawall gebürstet, was den Gallows ziemlich gut tut. Der Schleier seiner ehemaligen Band legt sich nur bei rockigeren Parts, in denen er die Textzeilen nicht gerade herausschreit, als bekäme er ein Kind, über den Song. Dieses Stilmittel ist glücklicherweise sehr bedacht und sparsam eingesetzt. Meistens geht es halt doch deutlich druckvoller und roher zu. Songs wie ‚Chains‘ oder ‚Swan Song‘ sind so abwechslungsreich, dass sie an Crossover-Springinsfeld Cancer Bats erinnern. Es ist eine ordentliche Portion Metal auf dem Album vertreten. Sanft wird es so gut wie nie. Selbst wenn Wade, wie bei ‚Cease Exist‘, mit einer fast engelsgleichen Boygroup-Stimme ins Mikro säuselt, schwebt immer ein düsterer Vorhang mit.

‚Desolated Sounds‘ ist im Grunde wie ein Vulkan. Ein sehr sehr aktiver Vulkan, der ständig ausbricht und alles unter sich begräbt. Regelmäßig wird der Hörer ins kontrollierte Chaos geschickt. Warum konrolliert? Weil Gallows genau wissen, was sie tun und wann sie es tun. Sie formen eine wunderschön düstere Atmosphäre und vermitteln mit ihrer Aggression Emotionen. Dabei ist kein Song ausgelutscht oder sofort vorhersehbar. Sie formen eine fette Wand aus Hardcore, Punk und Metal, aber nie auf plumpe Art und Weise. Da sind die Briten halt wie gesagt echte Gentlemen. Gleichzeitig sind die Songs aber auch nicht so verkopft, wie teilweise bei Alexisonfire. Gallows haben kein Post-Hardcore oder sonstenwas Gedöns geschaffen. Es ist eher eine neue Interpretation irgendwo zwischen Punkrock und Hardcore, versüßt mit einer messerscharfen Metalkante. Wenn Gallows einen Horrorfilm drehen würden: Ich würde ihn mir anschauen.

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