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Queen Intim – Auf Tour mit Queen

Peter „Ratty“ Hince ist langjährigen Queen-Fans natürlich ein Begriff. Als langjähriges Mitglied der Roadcrew der Band und persönlicher Tech von Freddie Mercury und John Deacon hat er natürlich so Einiges mitgemacht und war deshalb auch in Dokumentationen über die Band immer ein gerne gesehener Gast. Unter dem irreführenden Titel „Queen Intim – Groupies, Gin und Glitter“ (im Original „Queen Unseen“) fasst Ratty nun auf knapp 300 Seiten seine Erfahrungen als Roadie einer der erfolgreichsten Bands der Siebziger und Achtziger zusammen.

Dabei bittet Hince den Leser recht früh, bitte keine Klatschblatt-Stories zu erwarten, sondern für die doch bitte ein Klatschblatt zu erstehen. In der Tat handelt es sich hierbei keineswegs um ein Buch über Queen, sondern ein Buch, dessen Ereignisse eben im Umfeld von Queen stattfinden. „Ratty“ respektiert natürlich die Privatsphäre der Bandmitglieder, während er mit sich selbst und vielen seiner Arbeitskollegen weniger zimperlich ist. Die Anekdoten über üble Arbeitsbedingungen, nach MacGyver-Art mit Bindfäden und Gaffatape zum Laufen gebrachte Shows, mieses Essen, miese Tourbusse und Hotels, aber auch Drogen, Parties und jede Menge Sex jenseits aller Gender-Limitationen sind nämlich recht drastisch und ungeschönt, aber dank Hinces selbstironischer und witziger Schreibe auch sehr unterhaltsam – so man denn mit dem Themenkomplex umgehen kann. Die Bandmitglieder tauchen dabei nur als Randfiguren auf, auch wenn durchaus einige amüsante Anekdoten über Rattys Bosse enthalten sind. Im Allgemeinen ist der Schmöker aber ein schöner Einblick in die Randbereiche einer Rock’n’Roll-Show – und in die Tatsache, daß in den Siebzigern noch eine gewisse naive Hingabe an „die Sache“ vorherrschte, die sich bis in die Roadcrew fortsetzte. Hince spart auch nicht mit Kritik an den veränderten Bedingungen in den Achtzigern, die ihn schließlich auch dazu brachten, einen „regulären“, relativ seßhaften Job als Werbefotograf anzunehmen und dem Musikbusiness Adieu zu sagen. Das Talent für diesen Wechsel machen bereits die enthaltenen, leider nur in schwarz-weiß abgedruckten Fotos der Band deutlich, die Ratty aus seinem Privatarchiv eingebracht hat.

Doch, wie schon erwähnt, dies ist kein negatives „wie alles im Musikbusiness zur Hölle ging“-Lament, sondern eine bisweilen herrlich asselige, humorvolle und mit Sicherheit bisweilen auch überzogene Samlung von Anekdoten. Die fehlende Struktur stellt dabei kein Problem dar – Hince erzählt so locker und unterhaltsam wie der Onkel, der bei der Weihnachtsfeier alle mit seinem Seemannsgarn über sein bewegtes Leben unterhält. Alles in Allem ein sehr empfehlenswertes Buch, das zwar für Queen-Fans, die aufgrund des Titels ein auf die Band konzentriertes Werk erwarten, etwas enttäuschend sein dürfte, aber im Gegenzug eigentlich jedem, der an den periphären Bereichen der Rock’n’Roll-Welt der „goldenen Jahre“ interessiert ist, viele kurzweilige Stunden bereiten wird.

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