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InZENity

Jen Majura ist eine der wohl auffälligsten Erscheinungen der deutschen Musikszene. Nicht nur aufgrund ihrer enormen Fähigkeiten als Gitarristin und Sängerin oder ihrer, ähem, dem Auge sehr angenehmen optischen Erscheinung, sondern auch, weil es nur wenige Künstler gibt, die den Fankontakt so unaufgesetzt und sympathisch pflegen wie die Stuttgarterin. Wenig Wunder, daß sich dann auch jede Menge Fans an der IndieGoGo-Kampagne zur Finanzierung des zweiten Soloalbums des sympathischen Energiebündels beteiligten – schließlich lockten beispielsweise ein Paar von Jen selbstgestrickte Socken für die Pledger!

Erfreulicherweise scheint von der Power der Dame auch ziemlich viel in besagtem Album „InZENity“ durch. Von relativ straighten Hardrock-/Melodic-Metal-Nummern wie dem Opener ‚All The Other Ones‘ oder ‚Bully Lies‘ bis hin zu moderneren und groovigen Sachen wie dem Titelsong oder ‚Sick Brain‘ deckt das Album eine enorme Bandbreite ab – und mit ‚Lied ohne Namen‘ und ‚Far Away‘ gibt’s sogar noch zwei Akustiksongs dazu. Dabei zeigt sich Jen zwar in ihrem Gitarrenspiel durchaus hörbar speziell von Steve Vai beeinflusst, aber exzessives Gedudel gibt’s hier zu keiner Zeit. Im Gegenteil, Jen macht sogar bei einem Teil der Leadgitarrenarbeit die Bühne frei für Kollegen, Freunde und Helden wie Jeff Waters (Annihilator), Jan Zehrfeld (Panzerballett), Alex Skolnick (Testament) oder auch Nico Schliemann von Glasperlenspiel. Es gibt denn auch tatsächlich nur ein einziges Instrumentalstück, ‚Tobi Didn’t Show Up For Breakfast‘, ansonsten stehen Jens Kompetenzen als Sängerin im Vordergrund – und mit denen bestätigt Frau Majura einmal mehr die Behauptung, daß die beste Sängerin bei Evanescence derzeit Gitarre spielt. Ob Soul-Feeling wie im an Mother’s Finest erinnernden ‚Like Chuck Norris‘ oder höchst kratzbürstiges Geshoute in ‚Sick Brain‘, das passt trotz „Anything Goes“-Atmosphäre alles.

Klar, ein derartiger musikalischer Gemischtwarenladen hat den Nachteil, daß es schwer werden dürfte, jemanden zu finden, der mit ALLEM, was Jen hier anbietet, hundertprozentig glücklich wird. Da aber die Songs in sich alle stimmig sind und das Album sehr viel Energie und gute Laune – wie die Künstlerin selbst – transportiert, seien alle musikalisch nicht komplett verbohrten Hardrock-Fans ausdrücklich empfohlen, zumindest einmal eine Hörprobe zu wagen. Wäre nämlich durchaus möglich, daß man sich mit InJENity ansteckt…

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