Vom Stochern in der Asche
Mit zwölf vielseitigen Songs und einer Spieldauer von einer guten halben Stunde stellt die 2012 gegründete Indie-Rock-Band Löwen am Nordpol ihr selbstproduziertes Debüt „Vom Stochern in der Asche“ vor. Musikalische Bezugspunkte sind zum einen die deutschsprachigen Bands der sogenannten „Hamburger Schule“ wie Tocotronic, Kettcar, Tomte und Konsorten – nicht nur im Bezug auf die deutschen Texte, sondern auch dem (sehr stimmigen) Gesamteindruck. Aber beim Trio aus Whiskey-Soda-Town Berlin klingen auch Einflüsse melodischer Indie-Rock-Gruppen wie Jimmy Eat World oder Buffalo Tom sowie ein gewisser Punkrock-Vibe durch. Mit ihrem Gefühl für ohrwurmige Melodien stehen die Hauptsstädter dabei ihren großen Vorbildern in keinster Weise nach. Die verzerrten Riffs und Beats sind treibend und die Hooklines (‚Glaub dir nicht‘, ‚Der Beweis‘) so groß wie die, die Olli Schulz vor einigen Jahren besang.
Das noch größere Kompliment an die Jungs dürfte allerdings sein, daß die „anspruchsvollen“ Texte nicht irgendwie gekünstelt rüberkommen. Das hier ist echt potenter, und kein prätentiöser Möchtegern-Indie-Rock. Egal ob klare, politische Kante in ‚Bringt Mir Den Kopf von Donald Trump‘, tongewordene Eskapismus-Phantasien bei ‚Beamt mich up‘ oder ‚New York‘, zerbrochenen Kindheitsträumen in ‚Astronaut‘, dem nostalgischen Gefühl beim Gedanken an die eigene Jugend bei ‚Cobain‘ oder dem wunderbar-wortmalerischen Liebeslied ‚Dich! Dich! Dich! Dich!‘ – das alles machen die drei Jungs wirklich sehr, sehr gut. Bleibt uns eigentlich nur, dem Dreigespann zu einem in diesen Tagen alles andere als selbstverständlichen, intelligenten Stück deutscher Rockmusik zu gratulieren und das Beste für die anstehenden Pläne zu wünschen. Die dürfen durchaus ambitioniert sein – die Löwen am Nordpol haben das Potential dazu auf jeden Fall!
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