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Harmonic Confusion

Sie haben sich letzten Herbst voller Freude mit uns darüber unterhalten. Die Rede ist vom neuen Album der griechischen Modern-Prog-Metaller Tardive Dyskinesia. Und nun ist es da, das neue Album der fünf Jungs – der inzwischen vierte Longplayer hört auf den Namen „Harmonic Confusion“. Und mit Blick auf die Titel der bisherigen Alben ist spätestens jetzt sicher, dass die fünf Jungs aus Athen gerne mit auf den ersten Blick paradoxen Schlagwörtern stutzig machen. Aber natürlich soll es um die Musik gehen, und die ist wirklich gut geworden. Sänger Manthos hatte sich schon in unserem Interview vom „Djent“ distanziert. Der Beweis ist nun definitiv angetreten, auch wenn natürlich durch die progressiv-experimentelle Ausrichtung der Musik (vor allem formale) Parallelen zu den Kompositionen der Djentlemen von Meshuggah, Periphery oder Tesseract bestehen. Aber Tardive Dyskinesia gehen mit „Harmonic Confusion“ definitiv weiter. Das Quintett will sich offensichtlich nicht von den damit einhergehenden Erwartungen in der Weiterentwicklung ihres eigenen Stils einschränken lassen. Weiter gehen die Griechen deshalb, weil sie munter aber wahrlich meisterhaft die verschiedensten Einflüsse integrieren, die man genau NICHT mit diesem Stil in Verbindung bringt. Da fühlt man sich genauso oft an den Sound von Bands wie Mastodon oder Baroness erinnert, trotzdem klingen die Südeuropäer anders. Tardive Dyskinesia loten ihren eigenen Stil erfinderisch und anspruchsvoll weiter aus. Hut ab!

Das rein instrumental Intro ‚Insertion‘ lotet das Potential das Albums atmosphärisch aus, auf eine sehr anregende Art und Weise. Auf ‚Fire Red Glass Heart‘ zeigt Sänger Manthos, was seine Stimme drauf hat: Emotionaler, leicht psychedelisch angehauchter Klargesang intermittiert mit Screams und Growls – sehr hübsch und gleichzeitig anspruchsvoll genug, um lange Freude an den Songs zu haben. ‚Electric Sun‘ bietet einen Einstieg mit wahrhaftig elektrisierenden Gitarren, gleich darauf gibt’s wieder ordentlich Schmackes auf die Lauscher und bei ‚Self Destructive Haze‘ röhrt Manthos wie eine Extreme-Metal-Variante von Baroness‚ John Baizley. Sehr beeindruckend!

‚Concentric Waves‘ ist verspielt, aber groovt auch gewaltig. HIer zeigt sich, dass sich sowohl die beiden Gitarristen Steve und Petros, aber auch die Rhythmussektion Nicos (Drums) und Cornelios (Bass) sich ganz in den Dienst dieser Stimmungen und Dynamiken stellen – was das Album zu einer absolut runden und gelungenen Sache macht. ‚Savior Complex‘ flirtet sehr heftig und sehr individuell mit Grove Metal, ein Hammer Song. Der Abschluss schliesslich, das instrumentale ‚Chronicity‘, ist ein letzter leckerer, atmosphärischer Gang, der den wichtigsten konzeptionellen Aspekt von „Harmonic Confusion“ nochmals gelungen zusammenfasst. „Harmonic“ nämlich: Ruhige, stimmungsvolle Elemente ziehen sich durch das gesamte neue Werk der Griechen. Genauso wie „Confusion“: Komplexe, polyrhythmische Riffs mit einem Hauch würzender Verrücktheit und viel Groove und Härte. Dieses Konzept findet sich nicht nur über das Album, sondern auch nahezu in jedem Song und der darin liegende Dualismus macht die Platte dynamisch, spannend und abwechslungsreich. Ein sehr cooles Werk der Griechen, das ihnen sicher nochmals neue Fans bescheren wird. Pollés efcharistíes!

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