The Blue Poets
Er hat den Blues. Und das ist ausnahmsweise mal gut so. Der norddeutsche Gitarrist Marcus Deml (Errorhead) war gefrustet und unzufrieden mit sich und der Welt. Dazu kamen noch private Schicksalsschläge. Was macht ein Musiker also, wenn er besagten Blues hat? Richtig, er sucht sich ein paar Kollegen und gründet eine Band. Das hat Marcus Deml mit The Blue Poets getan, und diese Poeten liefern auf ihrem Debütalbum faszinierenden oldschool Bluesrock ab, der überwiegend klassisch daherkommt, ohne altmodisch zu wirken.
Die elf Tracks des selbstbetitelten Albums wurden live im Studio eingespielt und kommen ohne Computerbasteleien oder nachträgliche Korrekturen aus. Amps eingestöpselt, Aufnahmetaste gedrückt und losgelegt – einfach, aber wirkungsvoll, griffig und berührend. Die quasi Liveaufnahme hört man dem Debüt der Blue Poets auch klar an. Der Sound ist vielschichtig und klar, und die Tracks überzeugen durch hervorragendes Songwriting und packende Darbietung, ganz besonders natürlich bei der Gitarre. Gefühlvolle und atmosphärische Soli sind Marcus Demls Markenzeichen, und er nimmt sich viel Platz dafür. Das soll aber nicht heißen, dass er den Rest der Band in den Hintergrund drängen würde, denn es handelt sich bei The Blue Poets eben auch um eine richtige Band und nicht „nur“ um Demls Bluesprojekt.
Die Vocals hat der australische Sänger Gordon Grey beigesteuert, sein Gesang wirkt erdig und verpasst den von Deml im Alleingang geschriebenen Songs die passenden Akzente. Die sehr persönlichen Texte wirken oft schwermütig, aber auch anklagend. Oben erwähnte Schicksalsschläge und der Frust des Gitarristen finden sich in jeder einzelnen Zeile wieder: „Goodbye, Goodbye / I don’t have no more tears left to cry“. Zwischendurch gibt’s noch die herrlich groovende Coverversion des alten Cream Klassikers ‚Sunshine Of Your Love‘. Ein weiteres Highlight ist das anklagende ‚For A God‘, ein Song, bei dem sich unweigerlich Gänsehaut einstellt. Musikalisch eifert Marcus Deml seinen Vorbildern Jimi Hendrix und Gary Moore nach und schafft es tatsächlich annährend, deren Klasse zu erreichen. Liebe Bluesgemeinde, merkt euch The Blue Poets, da kommt hoffentlich noch einiges nach.
The Blue Poets liefern ein rundum gelungenes Blues-Paket ab, das sowohl durch das Songwriting als auch durch die exzellente Performance aller Beteiligten glänzen kann. Wir wünschen Marcus Deml natürlich nur alles Gute für die Zukunft, aber wenn er mit solchen Ergebnissen nach Hause kommt, darf der Gute gerne noch öfters den Blues haben…