From Worry To Shame

Head With Wings sind ein amerikanisches Postrock-Projekt, das sich der Frage widmet, was passiert, wenn man besagten Postrock mit traditionellen, Americana-beeinflussten Singer/Songwriter-Klängen vermischt. Da der Postrock ja selbst durchs heftige Crossovern des Alternative Rock mit Prog, Elektronik und Avantgarde entstand, war es nur eine Frage der Zeit, bis jemand auf genau diese Idee kam. Was dabei heraus kommt, ist eine durchaus ansprechende Mixtur, die sich eigentlich als idealer Soundtrack für jedes einzelne amerikanische Superhelden-Drama auf Netflix anbietet.

Neben den Bandgründern Joshua Corum (Vocals, Gitarre) und Brandon Cousino (Gitarre) zählen laut Booklet auch noch Drummer Andrew Testa und mit Mike Short ein weiterer Gitarrist. Als Gäste tauchen Earthsides Frank Sacramone und Jamie Van Dyck auf. Wer auf großes, bisweilen übertriebenes Pathos, turmhoch geschichtete Soundlayers, Emo-Hooklines und Neunziger-Alternative-Rock-Anleihen NICHT kann, rette sich freilich, wer kann. Für den Rest ist das Debütalbum von Head With Wings – trotz des wenig vielversprechenden Bandnamens – ein absoluter Geheimtipp.Aushängeschild des Albums ist dabei Joashua Corum, ein exzellenter Sänger, der sowohl in den mittleren Lagen als auch bei den höchsten Falsett-Passagen jederzeit kontrolliert und souverän klingt. „From Worry To Shame“ wäre ohne ihn wohl nur die Hälfte wert. Sag‘ ich mal so. Auch die Produktion ist erstaunlich gelungen ausgefallen. Obwohl die Band laut Booklet seit 2014 an den Aufnahmen werkelte und es sich um eine Eigenproduktion handelt, kann man beim Sound kaum meckern – lediglich der Snaresound verrät, wie so oft, dass hier nicht im Megastudio mit perfekt ausbalanciertem Drum-Raum aufgenommen wurde.

Dass das Album dennoch keine höhere Benotung bekommt, liegt an einem anderen Problem. Denn auch wenn jeder Song für sich genommen gelungen ist, so unterscheiden sie sich in Sachen Aufbau und Dynamik nur wenig voneinander. Am Thema „Abwechslung“ müssen Head With Wings also definitiv noch ein wenig arbeiten, auch wenn sie sich soundtechnisch bereits recht eigenständig zeigen. Aber auch in Sachen Songwriting darf sich die Band für’s nächste Mal noch ein wenig mehr ins Zeug legen. Da sich auch die Melodien sowohl von Gitarre als auch Gesang oft ähneln, macht sich gegen Ende der 49 Minuten Spielzeit auf Dauer doch ein wenig Langeweile breit, was auch der durch den mit progressiverem Aufbau überzeugende Rausschmeißer ‚Treading Lightly‘ nicht mehr ganz verhindern kann.

Dennoch, die Mixtur ist fraglos vielversprechend, und mit ein wenig Feintuning haben Head With Wings das Potenzial, auch kommerziell etwas zu reißen. Post- und Alternative-Rock-Fans, die nicht immer die selbe Leier hören wollen, sei das Album „From Worry To Shame“ auch jetzt schon zum Anchecken empfohlen. Kaufen kann man die Scheibe übrigens hierzulande im Webshop von Just For Kicks.

Ähnliche Beiträge

Schreibe einen Kommentar