The Long Road North
Wer ein qualitativ hochwertiges Album nach dem anderen veröffentlicht, sich an Intensität und Ideen kontinuierlich weiterentwickelt, darf sich auch mal einen Schritt zurück leisten. „The Long Road North“ (Metal Blade) ist nach „Raging River“ aber bereits das zweite Album, auf dem die schwedischen Post Metaller Cult Of Luna sich als Suchende darstellen. Doch zurück zu ihren Tugenden – massive Spannung und atemberaubende Intensität – finden sie nur routinemäßig, stattdessen gönnt sich das Septett dieses Mal sogar ein paar kreative Täler.
Mit dumpfen Sound-Schlägen gleiten Cult Of Luna in ,Cold Burn‘, einen von Trommelrhythmus getriebenen, fast zehnminütigen Opener, der klar macht, warum die Schweden den Status inne haben, den man ihnen zuschreibt. Dramatik, Spannung, Intensität und Leiden vereinen sich zu einem fesselnden Hörerlebnis. Dass sie so etwas können, ist bekannt, ist nichts Neues. Dass sie aber mit dem dreiminütigen Zwischenspiel ,Beyond I‘ so tief in das Tal der Langeweile fallen können, ist neu. Der Frauensingsang in Kombination mit den Soundeffekten ist schlicht und ergreifend ideenlos. Zum Glück bekommen sie mit ,An Offering to the Wild‘ und dem gekonnten Zusammenspiel all ihrer Stärken in fast 13 Minuten die Kurve.
Kreative Täler, erwartungsgemäße Qualität
Avantgardistisch läuten Cult Of Luna den zweiten Teil ein: ,Into the Night‘ hat seinen eigenen Rhythmus, der nicht von schweren Gitarren und donnernden Schlagzeugspiel geprägt ist. Spährisch lassen sie einen in öde Monotonie entgleiten. Die instrumentale Brücke ,Full Moon‘ tut nichts, um den Hörer wieder ins Jetzt zu holen. Der folgende Titeltrack braucht dann auch lange bis er diese Aufgabe erfüllt. Das aber mit gewohnter Klasse. So auch der letzte Opus ,Blood Upon Stone‘, der im typischen COL-Gewand sämtliches Leid auf Erden beschwört. ,Beyond II‘ bringt einen vier Minuten lang mit atmosphärischen Effekten zur Tür, was auch nicht hätte sein müssen.
Cult Of Luna können und dürfen sich weiterentwickeln, experimentieren und neue Akzente setzen, aber die halbgaren Überleitungen, Einschachtelungen und Outros sorgen für ein zerrüttetes, musikalisches Abenteuer. Dort wo sie sich aus einem Guss präsentieren wie auf „Vertikal“ oder souverän experimental wie bei „Mariner“ mit Julie Christmas, sind die schwedischen Post Metal-Könige eine Macht für sich. Doch auf „The Long Road North“ setzen sie ausschließlich auf ihre Stärken und die aufgesetzt und gezwungen wirkenden experimentellen Zwischentöne schmälern diese nachhaltig. Sie sind abrupte Spannungsabbrüche. Die fünf eigenständigen Songs alleine hätten ein geschlosseneres Bild abgeliefert. So bleibt zu hoffen, dass den Herren um Mastermind Johannes Persson auf ihrer Suche nicht die Luft ausgegangen ist.
Bewertung: 2-