Ark
Einen äußerst bedeutungsschwangeren, symbolischen Titel haben We Are The Ocean ihrem neuen, vierten Album da verpasst: ‚Ark‘, auf Deutsch die Arche. Aber man weiß nicht recht, worauf sie nun mit dieser ‚Arche‘ anspielen wollen, mit der nach der biblischen Erzählung Noah die Menschheit und Tierwelt vor der großen Flut rettete – auch der titelgebende, von Allegorien und Metaphern durchwobene Opener hilft da nicht viel. Lauscht man allerdings den ersten sechs Songs, bekommt man das Gefühl, dass sich das britische Rockquintett ebenfalls einer sehr ungewöhnlichen Rettungsmission verschrieben hat – und zwar zugunsten des Stoner Rocks. Tatsächlich ähnelt die erste Albumhälfte einem modernen, zweiten Aufguss von ‚Era Vulgaris‘, der fünften Platte von Queens Of The Stone Age. Ja, selbst die Stimme von Frontmann Liam Cromby scheint der von Josh Homme ähneln zu wollen. Obwohl das alles andere als notwendig wäre, so großartig und markant sang Cromby in der Vergangenheit – selbst beziehungsweise gerade nach der Trennung von Leadsänger Dan Brown.
Vielleicht liegt darin das Problem: Brown hatte bei ihrer letzten Veröffentlichung ‚Maybe Today, Maybe Tomorrow‘ zwar nicht mehr vor dem Mikro gestanden, aber dennoch viel beim Schreib- und Realisierungsprozess geholfen, bevor aus fünf endgültig vier wurden – sowohl auf als auch hinter der Bühne. Browns Verlust spürten und spüren vor allem die Fans, die We Are The Ocean noch als aufstrebende und geniale Post-Hardcore-Band kennenlernten, auch wenn die Band immer betonte, dass sie sich nicht in solche Schubladen packen lässt. ‚Maybe Today, Maybe Tomorrow‘ war zwar nicht mehr das, was man gewohnt war, aber es war noch immer ein solides, wenn auch kaum abwechslungsreiches, kreatives Rockalbum. Nun, mit ‚Ark‘, weiß man überhaupt nicht mehr so recht, wohin We Are The Ocean ihre Arche steuern und für was sie überhaupt noch stehen. Und man fragt sich unweigerlich, warum sie ausgerechnet offenbar den Stoner Rock ‚retten‘ wollen, der doch ohne sie ganz gut allein zurecht kommt.
Während jedoch vor allem die Ähnlichkeit des dritten Songs ‚Good For You‘ mit Queens Of The Stone Age ‚Make It Wit Chu‘ unverkennbar ist, wenden sich die vier Briten in der zweiten Albumhälfte plötzlich Stadionhymnen und zunehmend poppigen Rockopern zu. Sehr verwirrend. Auch von großer Schreibkunst kann keine Rede mehr sein, wenn Cromby bei ‚Wild‘ im Refrain trällert:
‚Get out, be wild. Don’t let them take you down. I know you must feel tired. Wake up. Come on now. Let’s just have a round. I know you must feel tired. How long since you’be been wild.‘
Experementierfreudigkeit und neue Einflüsse schön und gut. Selbstfindungsphase, ok. Aber trotz der umfangreicheren Instrumentierung denkt man bei ‚Ark‘ zum Teil wehmütig an die Zeiten, als sich We Are The Ocean noch nicht dem Mainstream annäherten und einfach guten Post-Hardcore machten. Oder wie auch immer man die Musik von damals auch nennen soll.