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Evocation II: Pantheon

Wenn Metalbands Akustikalben machen, dann, so glaubt man, sollten schon beim ersten Titel die Saiten derart sehr glühen, dass man doch wieder zur E-Gitarre greift. Aufgrund der reichlichen Anwesenheit von Melodieinstrumenten macht es aber gerade bei den Celtic-Metallern von Eluveitie Sinn, ihrem ersten Akustiksalbum „Evocation I: The Arcane Dominion“ jetzt einen Nachfolger zu spendieren.

Thematisch und musikalisch bewegt man sich in bekannten Gefilden. Die keltische Götterwelt ist Thema, der Titel „Pantheon“ verweist darauf. Sämtliche Texte wurden dieses Mal in der von Eluveitie bevorzugten rekonstruierten Version des mitteleuropäischen Frühkeltisch belassen, auch wenn sich Linguisten außerhalb des Autorenteams schon aufgrund der unklaren und uneinheitlichen Quellenlage deshalb die Haare raufen werden. Egal, gefühltes Keltentum geht auch, gut klingt der Gesang in jedem Fall.

Dazu trägt auch die neue Stimme von Fabienne Erni bei, die ihre Vorgängerin Anna Murphy würdig ersetzt. Auch die übrigen neuen Bandmitglieder machen ihren Job gut, warum es allerdings zu einer beinahe kompletten Neubesetzung der Band kam, darüber hüllen sich Band und Label weitgehend in Schweigen. Ex-Sängerin und Drehleier-Spielerin Murphy ist jedenfalls samt einiger Ex-Eluveitie-Mitstreiter mittlerweile mit einer neuen Formation namens Cellar Darling unterwegs, die sich musikalisch hörbar von dem unterscheidet, was Eluveitie auch hier ziemlich souverän tun.

Große Überraschungen im Vergleich zur letzten Akustikplatte fehlen hier nämlich weitgehend. Neben dem Single-tauglichen ‚Epona‘ wechseln sich „richtige“ Songs und kurze Instrumentalstücke mit meditativen Rezitationen mystischer Texte ab, was dem Album die stolze Anzahl von achtzehn Stücken beschert. Nichtsdestotrotz finden sich schöne Titel wie ‚Nantosvelta‘, ‚Grannos‘, ‚Caturix‘, ‚Antvmnos‘ (bei dem die Akustikgitarre tatsächlich einmal nicht nur Rhythmusinstrument ist und das englische Volkslied ‚Scarborough Fair‘ verarbeitet) und ‚Taranis‘. Da darf es stellenweise sogar mal regelrecht fröhlich werden, auch wenn sich Eluveitie in der Vergangenheit immer wieder bewusst von den üblichen Gute-Laune-Mittelaltermarkt-Bands abgegrenzt haben.

Apropos gute Laune: Die Melodie von ‚Lvgvs‘ dürfte allen Kennern einschlägiger Trinklieder durchaus bekannt vorkommen. Es handelt sich dabei offenbar um ein Cover des niederländischen Liedes ‚Zeven Dagen lang‘, das durch die Band Bots einem größeren Publikum bekannt wurde. Da dieses Stück seinerseits auf einem bretonischen Volkslied basiert, macht die Adaption durch die Folkmetaller durchaus Sinn, denn Bretonisch ist eine noch heute in Teilen Frankreichs gesprochene Minderheitensprache.

Für Fans der Band erfüllt das neue Album in jedem Fall die meisten Erwartungen. Größtenteils neue Songs oder „Fortsetzungen“ bekannter Titel gibt es hier zu hören, viele Melodien hat man so oder so ähnlich vielleicht schon gehört. Macht nix, ist halt so bei der Folkmusik. Wer auf der Suche nach der nächsten großen Folk-Revolution oder neuen Ohrwürmern ist, der wird hier aber nicht fündig.

(geschrieben von Michael Seiler)

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