Cold Dark Place

Was tun, wenn von zwei Kompositions-Sessions hochwertiges Songmaterial übriggeblieben ist, das nicht so richtig zu den Alben passt, in deren Kontext sie erdacht wurden? Na klar, eine EP bietet sich an. Mastodon nimmt man diese Geschichte hier ab, nicht zuletzt, weil die vier Songs von „Cold Dark Place“ von Sound und Stimmung sehr gut zusammen gehen. Das wundervoll düstere Album-Cover tut sein übriges beim überraschend dem letzten Album „Emperor of Sand“ nachgeschobenen Extended Play. Vier Songs sind das, mit einer Spielzeit von rund 20 Minuten. Die erinnern oft an die ruhigeren Elemente von „Crack The Skye“, sind aber eingängiger und geradliniger als der Gesamteindruck, den das exzellent-progressive Album von 2009 hinterliess. Gleichzeitig sind die Lieder nicht so melodiös wie viele Songs der letzten beiden Alben.

‚North Side Star‘ hat mit seinem fast hypnotischen Einstieg etwas von einem Schlaflied. Der längste Song auf dem Release überrascht mit jazzigen Spielereien, einer Trompete und weiblichen Vocals, die die von Brend Hinds Stimme dominierte Stimmung aufbrechen. ‚Blue Walsh‘ ist tricky, düster und sludgy. Die Gitarren sind nicht so stark verzerrt, so dass die Härte nicht durch die Riffs zustande kommt, sondern durch die bedrückende Stimmung. ‚Toe To TOES‘ ist leichter und hat einen tollen Groove, Hinds Gesang ist hier besonders rauh, dafür geht es in der zweiten Hälfte versöhnlich-melodisch zu. Der Titelsong beginnt mit einer Akustikgitarre und fällt mit klagendem Gesang in melancholische Tiefen, um zum Ende durch ausufernde Classic-Rock-Soli ein versöhnliches, gelungenes Ende zu nehmen.

„Cold Dark Place“ funktioniert gut als Gesamtes, wenn auch nicht so rund wie die letzten Alben. Aber dafür ist es ja eine EP, die sich zwischen die Alben einordnet – auch vom Sound der. Der Titel ist Programm bei den melancholischen Wiegenliedern, die Brend Hinds dominiert. Metal ist das nicht, aber trotzdem zu 100% Mastodon.

DanielF

Harte Schale, weicher Kern. Chefredakteur und -metalhead in Personalunion und im "Nebenberuf" Sozialarbeiter, geht Daniels Geschmack von chilligem Americana (Cracker) bis zu kauzigem Indie-Rock (Eels), von klassischem Thrash (Metallica, Megadeth) bis modernem Death Metal (Deserted Fear), von opulent-schrägem Prog-Rock (Opeth, Gojira, Pervy Perkin) bis zu heftigstem Brutal Death Metal (Defeated Sanity, Wormed), von Bluesrock (Gary Moore, Anthony Gomes) bis Classic Rock (Alice Cooper, Queen) - um nur einen Teil zu nennen. Zudem hat er seit den frühen Neunziger Jahren ein leidenschafliches Faible für christliche Rockmusik in genau dieser stilistischen Bandbreite. 

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