Ist die Dreizehn eine Unglücks- oder doch eher eine Glückszahl? Wird Gitarrengefrickel noch frickeliger, wenn man die Saitenzahl seines Instruments erhöht? Sind Djentlemen noch zuvorkommender und hilfsbereiter als Gentlemen? Ist Djent überhaupt ein Genre? All diese Fragen galt es wieder einmal zu klären auf dem nunmehr dreizehnten Euroblast Festival in Köln. Das Indoor-Festival in der bekannten Location Essigfabrik ist längst kein Geheimtipp mehr für alle Freunde progressiver und innovativer, überwiegend metallischer Klänge. Whiskey-Soda war wieder live mit dabei. Hier unser Bericht vom ersten Festivaltag.

Das Euroblast-Festival findet dieses Jahr vom 29. September bis zum 01. Oktober zum 13. Mal statt, davon zum fünften Mal in der bekannten Essigfabrik in Köln-Deutz. Das familiäre Festival hat auch dieses Jahr auf zwei Bühnen über 40 Bands der modernen Progressive Rock- und Metal-Szene am Start. Neben altbekannten und großen Namen möchten die Veranstalter auch bewusst neueren Bands eine Chance geben, sich zu präsentieren. Am Freitag geht es schon gegen Mittag los, wobei viele Besucher erst im laufe des Nachmittags oder am frühen Abend eintrudeln. Aber nach und nach wird es immer voller auf dem Gelände, das aus der Haupthalle, einem Hinterhof mit einigen Merch- und Imbiss/Getränkebuden und den Ständen von Gitarrentechnikfirmen sowie einer zweiten kleinen Bühne im Keller besteht. Auf dieser Nebenbühne präsentiert das Festival überwiegend interessante Nachwuchsbands, von denen so manche sicher in den nächsten Jahren auch auf einer größeren Stage stehen dürfte.
Auf der kleinen Bühne m Basement unterhalten Isaac Vacuum, Galaxy Space Man und The Sleeper mit kräftigem Death-Metal, wobei gerade der Space Man auch mit psychedelischen ruhigeren Passagen absolut überzeugen kann. Dazwischen zaubert Angel Vivaldi aus New Jersey eine instrumentale und äußerst frickelige Gitarrenshow auf die Bühne, die durch technisches Können und hohe Spielfreude überzeugt, aber trotzdem irgendwann langweilig wird, da der Gitarrist ein paar Posen zuviel macht und die Songs zu wenig Abwechslung bieten. Aber dennoch: Respekt vor der technischen Leistung, und nachweislich ist das Ganze auch ohne verknotete Finger abgegangen.
Uneven Structure sind alte Bekannte des Euroblast Festivals und haben schon vor zwei Jahren ihr Publikum begeistert. Die Franzosen verschmelzen mit ihren tiefer gestimmten Gitarren polyrhythmische Passagen mit wummernden Ambient-Sounds und sorgen auch heute wieder beste Stimmung unter den überwiegend männlichen Fans, deren Look vielfach von kurzen Haaren, vollen Bärten, bunten Tattoos und dunklen Ohrplugs bestimmmt wird.
Die niederländischen Metaller von Textures haben vor einiger Zeit ihre bevorstehende Auflösung bekannt gegeben, und der heutige Auftritt ist einer der letzten in Deutschland und definitiv der letzte Festivalauftritt in Köln. Zum Abschied gibt es noch einmal die geballte Ladung Metalcore und progressiven Death Metal vom Feinsten. Vor der über einstündigen Show, die mit Fug und Recht als Hightlight des ersten Tages und als würdig für den Headliner-Slot angesehen werden kann, gibt es noch eine emotionale Szene, als die versammelte Band auf der Bühne ihren Abschied vom Euroblast nimmt. Vier Gigs haben die Niederländer hier gespielt, und sie lassen es sich nicht nehmen, die Festivalorganisatoren zu sich auf die Bühne zu rufen und ihnen für die Unterstützung und ihre Arbeit zu danken.
Hier findet Ihr eine Fotostrecke zum ersten Festivaltag
Fotos: Michael Buch