Eternal Flame

Gut zwei Jahre nach dem potenten Debüt „Welcome to Paradise“ legt die internationale Power-Metal-Truppe Northtale um den brasilianisch-amerikanischen Gitarristen Bill Hudson (Ex-Dirkschneider) den Nachfolger „Eternal Flame“ (Nuclear Blast) vor. Sänger ist neu der Brasilaner Guilherme Hirose, der Christian Eriksson ersetzt. So viel sei voraus geschickt: Gesangstechnisch sind die beiden Vokalisten gleichwertig, bei Eriksson war die Stimmfarbe etwas dunkler. Außerdem brachte sich Hirose beim Songwriting mit Texten und traditioneller brasilianischer Folklore ein.

Stilistisch bleibt sich das internationale Quintett treu. Man spielt eingängigen, melodischen Power Metal mit orchestralen, progressiven und thrashigen Elementen. Der Stil ist deutlich geprägt von frühen Stratovarius und Helloween, Angra, aber auch dem Wirken Hudsons in dessen bisherigen Bands (u.a. Transsiberian Orchestra, Cellador und David Vincents I am Morbid).

Der Uptempo-Opener „Only Human“ hat gleich alles, was man von einem schicken Metal-Song erwartet: Flinke Gitarren und typischen Power-Metal-Gesang. „Wings of Salvation“ entwickelt sich nach einem ruhigen Start in eine Midtempo-Power-Ballade mit Streicher-Samples und Duett-Gesang. Bei „Future Calls“ sind Tempo und Riffs wieder eine Nummer heftiger, fast thrashig. Zumindest, wenn die Streicher nicht wären. Als Gastsänger sind Helloween-Sänger Kai Hansen und dessen Sohn Tim mit von der Partie. „Eternal Flame – The Land of Mystic Rites“ ist eine dicke Überraschung. Mit südamerikanischen Rhythmen und teils portugiesischen Lyrics – und einer tiefen Verbeugung in Richtung der sehr verehrten Angra, fällt der Sechseinhalb-Minuten-Song aus der Reihe.

Die Vorab-Single „Midnight Bells“ bietet einmal mehr richtig gute Gitarren-Soli. „Eternal Flame“ und „In the Name of God“, sind eher klassisch-geradlinig, dafür hat „Ride the Storm“ den 1-Million-Euro-Refrain. Zwei fette Ausrufezeichen folgen zum Album-Abschluss. Zunächst mit dem 11-Minuten-Kracher „Nature’s Revenge“, der zwischen Pathos und epischer Prog-Power-Metal-Nummer oszilliert. „Ivy“ ist ein instrumentales Orchester-Stück, klassische Film-Soundtrack-Mucke mit Bläsern und Streichern. Mr. Hudson kann und will seine Herkunft vom Transsiberian Orchestra nicht verstecken – und als bombastischer Abschluss nach jeder Menge Gitarren ist das Stück überraschend passend.

Northtale legen mit ihrer Nummer Zwei ein richtig gutes, melodisches Metal-Album vor. Im direkten Vergleich zum Vorgänger fällt es eine Spur zurück, verdient sich aber immer noch für jedem Powermetal-Fan eine dicke Empfehlung!

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DanielF

Harte Schale, weicher Kern. Chefredakteur und -metalhead in Personalunion und im "Nebenberuf" Sozialarbeiter, geht Daniels Geschmack von chilligem Americana (Cracker) bis zu kauzigem Indie-Rock (Eels), von klassischem Thrash (Metallica, Megadeth) bis modernem Death Metal (Deserted Fear), von opulent-schrägem Prog-Rock (Opeth, Gojira, Pervy Perkin) bis zu heftigstem Brutal Death Metal (Defeated Sanity, Wormed), von Bluesrock (Gary Moore, Anthony Gomes) bis Classic Rock (Alice Cooper, Queen) - um nur einen Teil zu nennen. Zudem hat er seit den frühen Neunziger Jahren ein leidenschafliches Faible für christliche Rockmusik in genau dieser stilistischen Bandbreite. 

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