The Tritonus Bell
Zum sechsten Mal Läuten die Glocken den Tritonus, das Teufelsintervall. Und wieder einmal ziehen Hooded Menace ihre Kraft und Inspiration aus der langen Dunkelheit Finnlands und den gehängten Ritter des Templerordens, denen die Augen ausgepickt wurden. „The Tritonus Bell“ (Season of Mist) ist eine Überraschung geworden, mit der nicht zu rechnen war.
Mit einem simplen Intro aus Akustikgeplänkel, vertrackten Gitarrensolos und fast ohne Effekthascherei auskommend legen die Düster-Finnen gleich mächtig los. Ein fett groovender Midtempo-Beat und treibende Gitarren leiten in den schwerfälligen Hauptteil über. Trotzdem überrascht der Groove, die einem ein wenig die Wikinger von Amon Amarth ins Gedächtnis rufen. Kein todbringender Doom Metal? Auch der voluminöse Sound, vor allem beim Schlagwerk, lässt nicht gerade die verdeckte Drohung erahnen. Die ersten zehn Minuten sind da schon fast hinter einem. ,Blood Ornaments‘ ist ebenfalls treibend, extrem heavy, voller Harmonien und dunklem Bombast. Regelrecht zum Boden getrampelt fühlt man sich nach diesem Auftakt, der satte 18 Minuten dauert.
Fetter Heavy Metal anstatt finsterer Doom Metal
Mit ,Those Who Absorb The Night‘ wird der vertraute Teil eingeläutet, der typische Death Metal-lastige Doom, den Hooded Menace auf so einzigartige Art kredenzen in der Lage sind. In Verbindung mit dem fulminanten Sound aber ist dieser nicht mehr ganz so sinister wie zum Beispiel auf den Vorgänger „Ossuarium Silhouettes Unhallowed“. ,Corpus Asunder‘ ist wieder ein Stück klassischer Heavy Metal mit gesprochenen Vocals im Stile Celtic Frosts. Zur Ehrenrettung kommt das monströse ,Scattered in the Dark‘ bevor wir von einem hyper-musikalischen Outro wieder ins Licht geführt werden. Aber das ist noch nicht alles: Ebenfalls völlig aus dem Rahmen fällt der Bonustrack, W.A.S.P.s ,The Torture Never Stops‘. Komischerweise ist dieser Interpretation zu attestieren, dass sie vielleicht sogar besser als das Original ist.
Hooded Menace haben den Pfad des Doom Metals verlassen, um sich aus dem Subgenre, in dem sie zu den Herrschern gehörten, ein Stück von großen Classic Heavy Metal-Kuchen abzuschneiden. Wer ein weiteres Stück musikalische Auferstehung der blinden Toten erwartet hat, wird alleine am Galgen bummeln. Die Ritter des Templerordens meucheln nicht mehr, sondern tanzen um ein flackerndes Feuer. Dieses Bild ist aber nicht mehr besonders gruselig.