DONOTS – Heut ist ein guter Tag
Es gibt wohl nur wenige Bands, die die Pandemiezeit halbwegs so gut rumbekommen haben, wie die Donots, denn zumindest im ersten Seuchenjahr hatten die fünf Ibbenbürener ohnehin eine Auszeit geplant. Entsprechend gab es keine gravierenden Tour-Verschiebungen, wie bei den meisten anderen Kolleg*innen. Die Zeit hat die Truppe genutzt, um eine Biographie und ein Live-Album zu veröffentlichen und außerdem an neuen Liedern zu schrauben. Ja, „Heut ist ein guter Tag“, denn die Herren legen ihre neue, mittlerweile zwölfte Platte vor oder anders gerechnet, die dritte in deutscher Sprache – und die hat einiges zu bieten.
Ein wenig Irritation, ob man nun eine Fehlpressung mit einem Mitschnitt aus einem Kindergarten erwischt hat, macht sich kurz breit, denn eine muntere Mädchenstimme singt fröhlich den Titel-Track. Dieser besteht ironischerweise einzig aus den Worten „Das ist der Weltuntergang“ (es ist übrigens Guidos Tochter, die zu hören ist), bevor das eigentlich erwartete Gitarrengewitter sich breitmacht und die Musiker ihren neuen Schlachtruf „Auf sie mit Gebrüll“ loslassen. Wie bereits auf dem Vorgänger „Lauter als Bomben“ (und dem damaligen „Das Dorf war L.A.“) ist es erneut der kleinere der Knollmann-Brüder, der den stärksten Song singt und noch einmal diese „Auge sehen“ will. Dabei braucht er keine zwei Minuten, um auf den Punk(t) zu kommen. Fast schon radiotauglich (und wieder schwerpunktmäßig von Guido dargeboten), mit langgezogenen Heyey-Chören, einer sehr griffigen Melodie kommt „Längst noch nicht vorbei“ daher und sorgt für reichlich Mitsing-Momente.
Die Menschheit als Katastrophe für den Planeten Erde thematisiert Ingo dagegen in „Kometen“. Er wünscht sich, „dass die Komödie bald vorbei ist“, um dann doch zugeben zu müssen, „dass es mir nicht egal ist“. Er hofft daher auf einen Himmelskörper als „Warnschuss aus dem Weltall“. Die Donots liefern damit den Beweis, dass man Umweltthemen in Zeiten von Fridays For Future und Greta mit feiner Ironie und ohne Betroffenheits-Floskeln schreiben und trotzdem die Relevanz klarmachen kann. „Hey Ralph“ ist ein Mut-Macher, mit Kopf-Hoch-Attitüde, musikalisch aber am weitesten von dem entfernt, was man vielleicht erwartet. Tatsächlich braucht Ralph einige Durchläufe (die man ihm zugestehen sollte), um sich zu entfalten. Spätestens wenn die Nummer live gespielt wird, sollte sie aber auch die letzten Zweifler abholen (eigene Erfahrung).
Insgesamt gibt es eine gelungene Mischung aus Knüppel-Punk („Es tut nur weh, wenn ich lache“), eher gemäßigten Rockern („Endlich irgendwo“) und teilweise unerwarteten Sounds („9 Leben“). Diese Vielfalt macht „Heut ist ein guter Tag“ zur vielleicht abwechslungsreichsten Scheibe des Quintetts. Nicht jede der 14 Ideen ist ein Volltreffer, es gibt aber auch keine Ausfälle. GuidoIngoEikeAlexPurgen liefern mit „Heut ist ein guter Tag“ und 42 Minuten Spielzeit vielleicht nicht ihren besten, aber einen mehr als amtlichen Longplayer ab.
Note 2
»HEUT IST EIN GUTER TAG« TOUR 2023
20.04.2023 Karlsruhe // Substage
21.04.2023 München // Backstage
22.04.2023 Wiesbaden (mittags) // Schlachthof
22.04.2023 Wiesbaden (abends) // Schlachthof
27.04.2023 Köln // E-Werk
28.04.2023 Hamburg // Edel Optics Arena
29.04.2023 Berlin // Columbiahalle
01.11.2023 (CZ) Prag – Rockcafé
02.11.2023 (A) Wien – Arena
04.11.2023 (CH) Zürich – Dynamo
29.11.2023 Leipzig – Werk 2